Das Bärtierchen-Journal
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Bärtierchen auf Reisen (III)

Die per Post erhaltenen Moose von den Kanaren (danke, Ebay !) waren, wie wir bereits gesehen haben, äußerst reich an Bärtierchen.
Rote, gepanzerte  Echiniscen  fanden wir darin allerdings eher selten, ebenso selten das räuberische  Milnesium tardigradum .
Macrobioten  und Hypsibien in bunt gemischter Artenvielfalt, von klein bis mittelgroß werden uns noch eine Weile beschäftigen.

Am eindrucksvollsten waren jedoch vereinzelt auftretende, sehr große Macrobioten. Diese, zum Teil deutlich über 800 µm langen Tiere sind wenig transparent und deshalb schwer zu fotografieren, so daß wir uns, allerdings technisch bedingt, im Fotostil den bekannten "Hamilton-Nebeln" aus lange vergangenen Zeiten Jahren angenähert haben:


[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln. Körperlänge ca. 700 µm.

Der Schlundkopf dieser riesigen Tardigraden enthält sogenannte Macroplacoide (längliche, calcifizierte Stäbchen) in folgender Größe und Anordnung:


[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Kaumagen (Schlundkopf) eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln.
Macroplacoide (große Stäbchen): Zwei Typen. Kurz, sowie in doppelter Länge mit Einschnürung.
Microplacoide (kleinere, kalzifizierte Strukturen, links im Bild): erbsenförmig.
Stark vergrößert. Bildbreite ca. 70 µm.

Dank der relativ üppigen Größe läßt sich auch die räumliche Struktur des Kaumagens photographisch besser darstellen:


[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Kaumagen (Schlundkopf) eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln.
Die roten Ziffern im Foto markieren jeweils ein Macroplacoidenpaar.
Die im Bild eingearbeitete, schematische Querschnittzeichnung des Schlundkopfes soll verdeutlichen, wie die, hier kreisförmig erscheinenden Macroplacoide den Nahrungsinhalt des im Querschnitt dreistrahligen Kaumagen-Hohlraumes zermalmen können. Bildbreite ca. 70 µm.

Auch feinere Strukturen im Mundbereich, wie Lamellen und der, für das Genus Macrobiotus charakteristische, Stiletthalter sind deutlich zu sehen:


[ Bärtierchen (Tardigrada)]

Mundbereich eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchens von den kanarischen Inseln. Das äußerste Ende der Mundröhre trägt feine Lamellen annähernd rechteckiger Form. Zwischen den breiten, säbelförmigen Stiletten befindet sich eine schmale Struktur, der sogenannte Stiletthalter.


Die schwarzen Augenflecke sind eher klein. Sehr schön und in dieser Klarheit nur selten zu sehen: Auf der Äquatorebene des Kaumagens setzen Muskeln (M) an, welche die Basis der Stilette umgreifen. Es ist gut nachvollziehbar, wie diese Muskeln die schweren Stilette entgegen der Federwirkung der dünnen, an einen Armbrustbogen erinnernden Stilettfedern ansteuern:


[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Kopfbereich eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln.
A: Augenfleck. M: Muskel zur Ansteuerung eines Stilettes.

Die Klauen entsprechen dem Macrobiotus-Typ:


[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Symmetrische Krallenpaare an den Hinterbeinen eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln.

Als Besonderheit sei noch die attraktive, rote Querstreifung bei den allergrößten Riesenexemplaren vermerkt:


[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Rote Bänderung eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln.

[ Bärtierchen (Tardigrada) ]

Rote Bänderung eines sehr großen Macrobiotus-Bärtierchen von den kanarischen Inseln.

Beinahe hätten wir so die wichtigsten Kennzeichen für eine Artbestimmung beisammen gehabt. Leider haben wir kein einziges Ei gefunden, welches wir den rotgebänderten Riesen mit Sicherheit hätten zuordnen könnten :-( .
Halten wir deshalb ganz bescheiden fest, daß wir hier möglicherweise Bärtierchen der  Macrobiotus hufelandi-Gruppe (sensu lato)  gezeigt haben.

Mühsam nährt sich das bärtierchen-taxonomisch interessierte Eichhörnchen.



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© Text und Fotos von  Martin Mach