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TWX-1 Mikroskop und maritimes Bärtierchen

Der Film unten zeigt ein maritimes Batillipes sp. Bärtierchen, unter fast natürlichen Bedingungen, zwischen Sandkörnern im Mikroaquarium gefilmt. Wie schon öfters, für unsere Stammleserschaft wohl fast schon ein wenig zu oft erwähnt, sind diese kleinen und kontrastarmen Bärtierchen schwer zu finden und noch schwerer zu filmen.
Sogar im mittlerweile filmüberladenen Internet sind deshalb einschlägige Videos rar und und werden es wohl auch in Zukunft bleiben.
Um die Herausforderung weiter zu steigern, haben wir den Film noch dazu in einem Mikroaquarium mit Sandkörnchen, das heißt bei vergleichsweise dickem Wasserfilm und mit Hilfe des ultrakompakten TWX-1 Feldmikroskopes aufgenommen!


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Maritimes Batillipes sp. Bärtierchen, mit dem chinesischen Mini-Mikroskop TWX-1 im Mikroaquarium gefilmt. Jungtier, Länge ~ 0,1 mm. 10x Objektiv und Sony DSC-100 Videokamera über 10x Nikon "CP"-Okularadapter, stark gezoomt: Das komplette Blickfeld ist beim TWX-1 etwa 10 mal breiter als der hier gezeigte Ausschnitt.
Film kommt am besten mit dem Internet Explorer.


Für die neu hinzugekommenen Leser zeigen wir nochmals das TWX-1 Mikroskop (unten). In den vergangenen Ausgaben des Journals wurden die technischen Eigenschaften dieses Miniaturisierungswunders ausführlich besprochen (siehe Journale von Dez. 2009, sowie Februar bis Mai 2010).


[ TWX-1 military field microscope ]

Chinesisches Kompaktmikroskop TWX-1, laut dem namentlich leider nicht bekannten chinesischen Ebay-Verkäufer ein Produkt der "TaiYuan Optical Instruments Factory" in der chinesischen Provinz Shanxi. Rein militärische Verwendung, für mobile Feldlazarette. Offensichtlich - und doppelt erfreulich - wohl nie zum Einsatz gekommen. Nachgewiesener Produktionszeitraum 1971 bis 1979 (Herstellungsjahre auf der Basis bekannter Seriennummern mit Jahresangaben nach dem Schema "JJnnnn").


Die Filmaufnahme ist gut geeignet, um die Grenzen der Miniaturisierung zu diskutieren. Natürlich erscheint es uns als großer Fortschritt, wenn wir dank der hohen Empfindlichkeit der Videokamera so ein Bärtierchen bei moderatem Kaltlicht überhaupt unterwegs filmen und dann unbeschädigt wieder in sein größeres Aquarium oder sogar ins Meer zurücksetzen können.
Im gleichen Atemzug muß allerdings ehrlicherweise vermerkt werden, daß die Kleinheit der Ausrüstung bei dieser Aufgabenstellung zu merklichen Nachteilen führt:
Angesichts der Agilität der Tiere besonders vermißt haben wir ein schwach vergrößerndes Lupenobjektiv (zum Beispiel mit 3-facher Vergrößerung). Die Bärtierchen klettern ja schnell von einem Sandkorn zum nächsten, hierbei wechselt natürlich auch die Schärfe. Wenn man sie einmal während des Filmens aus dem Blickfeld verloren hat, sind sie mit dem 10er Objektiv des TWX-1 nicht immer gleich wieder zu finden.
Gefehlt hat uns weiterhin die, vom großem Mikroskop gewohnte, ruhige Präzision eines Kreuztisches oder auch nur eines einfachen x-y-Objektführers. Während des Filmens müssen wir ja gleichzeitig die x-y-Position und die Schärfe nachregeln. Unter diesen Umständen erscheinen sogar die aktuellen, in der Presse kolportierten Griffprobleme des Iphone 4 (suchen Sie mal im Internet nach "Grip of death") vergleichsweise harmlos. Nach einigem Üben stellten wir immerhin fest, daß sich der TWX-1 Objekttisch mit gekrümmtem Daumen und Zeigefinger relativ komfortabel, auch x-y-synchron in der Ebene verschieben läßt. Man muß jedoch stets aufpassen, nicht versehentlich im falschen Moment mit einem Finger am Fokus oder am Objekttisch anzustoßen und auch Sorge tragen, daß die obenauf befestigte Videokamera nicht den gesamten Aufbau umreißt.
Als letzter Jammerpunkt ist das Fehlen eines 20er Objektives zu konstatieren, welches eine deutlich bessere Auflösung bei noch moderater Vergrößerung erlauben würde. Das 45er ist, wie auch von Kursmikroskopen her bekannt, einfach "zu weit weg" vom 10er.

Alle genannten Probleme sind natürlich nicht dem TWX-1 Mikroskop und seinen Konstrukteuren anzulasten. Die rote Armee sollte ja nicht nach Bärtierchen forschen. Statt dessen wollte man damit bei den Soldaten Parasiten und Bakterien diagnostizieren. Die stärkeren Vergrößerungen des TWX-1 sind natürlich bei Präparaten von fixierten Bakterien und Parasiten uneingeschränkt nutzbar.

Auch ein wirklich exzellentes Reisemikroskop wie das TWX-1 kann jedoch die Arbeitsruhe und Variabilität eines großen Labormikroskopes nie erreichen - das müßten dann auch unsere Gadget-Freunde James Bond und Sherlock Holmes, wenn auch zähneknirschend, eingestehen. Andererseits haben wir uns bei den Handys ja auch an kleine Bildschirme gewöhnt - das ist nun mal der Preis der teuren Exklusivität ;-).


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach