[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]

Im November hatten wir gesehen, daß sich die Bärtiercheneier - trotz ihrer für die Mikrofotografie recht ungünstigen Eigenschaften - mit Hilfe eines kleinen Tricks auch am Lichtmikroskop gut darstellen lassen:


[Bärtierchen-Ei]

Bärtierchen-Ei,
maximaler Durchmesser ca. 85 µm.
Nicht gepreßt - Lebendaufnahme.

Natürlich werden Sie sich nun fragen, welche Bärtierchenart wohl genau diese Eier legt. Wie wir bereits früher gesehen haben, lassen sich ja sehr unterschiedliche Bärtiercheneier finden, was die Artzuordnung erleichtern sollte.
Falls Sie sich grundsätzlich für die Einordnung der Bärtierchen in die zoologische Systematik interessieren, lesen Sie bitte zunächst hier weiter.
Besonders in den neueren Bärtierchen-Monographien ist das oben gezeigte Ei beispielhaft abgebildet, so z.B. bei Walter Maucci und Ian M. Kinchin (s. unten bei Literatur). Auch unser Ei hat die dort abgebildeten, spitzen, kegelförmigen Strahlen (sogenannte Eiausschüsse) auf kunstvoll durchbrochener Oberfläche. Polygonähnliche Areolen sind einreihig um die Eiausschüsse herum angeordnet, wobei manchmal noch eine Art Unter-Zweiteilung der Polygone vorzuliegen scheint. Maucci gibt einen Gesamtdurchmesser zwischen 80 und 100 µm vor, auch das paßt. Nicht zuletzt sieht man in den Zeichnungen bei Maucci noch dazu die vertikale Linierung der konischen Spitzen. In unseren beiden Fachbüchern wird das Ei dem Bärtierchen Macrobiotus areolatus zugeordnet. Vielleicht sollten wir uns als Amateure mit dieser Erkenntnistiefe zufrieden geben.
Viele andere Eigenschaften, welche wir zur Artbestimmung benötigen, lassen sich leider nicht mehr am Ei, sondern nur am sedierten, gepreßten, oder auf andere Art malträtierten Tier studieren. Andererseits können wir, wenn wir viele gleichartige Tiere neben Eiern einer einzigen Sorte finden, natürlich davon ausgehen, daß es sich um die Eltern handelt. In der Nähe unseres Eies fanden sich vor allem folgende Bärtierchen:


[Macrobiotus areolatus]

Vorderkörper eines Eutardigraden,
vermutlich
Macrobiotus areolatus.
Bildbreite ca. 100µm.



Das gezeigte Tier gehört mit Sicherheit zur Gattung Macrobiotus. Weiterhin deuten Anordnung und Anzahl der sogenannten Makroplacoide im ovalen Kaumagen, genau wie das Ei, auf  Macrobiotus areolatus  hin. Lassen wir es damit vorläufig genug sein und schauen uns das famose Tier im Dunkelfeld an:



[Macrobiotus areolatus]

Eutardigrade,
vermutlich Macrobiotus areolatus. Dunkelfeld.


Es gibt natürlich auch Fälle, in denen die Bärtiercheneier lediglich die Richtung angeben, jedoch keine Artbestimmung gestatten. Das unten abgebildete Ei ist rötlich, man kann schon deutlich die Speiseröhre und die beiden Stilette erkennen. Die Porenstruktur ist übrigens keine Eigenschaft der Eihülle. Es handelt sich um die Haut des schon fast fertigen Tiers, welches auf engstem Raum im Ei untergebracht ist, so daß es sich dicht an der Ei-Innenseite anschmiegt.
In der nächsten Ausgabe werden wir auch dieses Ei zuordnen und uns einige eindrucksvolle Fotos der zugehörigen, erwachsenen Bärtierchen anschauen.


[Bärtierchen-Ei]

Bärtierchen-Ei (Heterotardigrade), Durchmesser ca. 40 µm.


Und noch ein Bonbon zuletzt: Schauen Sie sich unbedingt den neuen Video-Clip "Water Bear: a living sweet?" bei  MICSCAPE  an!




Literatur

Die Zuordnung Macrobiotus areolatus erfolgte mit Hilfe von:
Ian M. Kinchin: The Biology of Tardigrades. S. 63. London 1994.
Walter Maucci: Tardigrada (Bd. XXIV der Reihe Fauna d'Italia). S. 19. Bologna 1986.


Hauptseite



© Text und Mikrofotos von  Martin Mach