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[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



So, so - ein großes Urlaubsmikroskop wollt Ihr? (II)

Und so hat sie dann schließlich ausgesehen, unsere diesmal größere Urlaubs-Bärtierchen-Mikroskopieausrüstung:


[ Große Mikroskopieausrüstung für unterwegs ]

Trinokulares Mikroskop
"BTC BIM135T" und Stereomikroskop "MBS-10"



Über das unverwüstliche MBS-10 haben wir andernorts schon viel geschrieben, deshalb soll hier das BTC BIM135T im Vordergrund stehen.


[ Trinokulares Mikroskop BTC BIM135T ]


Trinokulares Mikroskop "BTC BIM135T". Ebay, 399 € plus Versandkosten. Halogenbeleuchtung 12V/20W. Kondensor mit Numerischer Apertur von 1,25. Irisblende und ausschwenkbarer Filterhalter. Vierfachrevolver, im Lieferzustand ausgestattet mit vier Semiplan-Achromaten 4x, 10x, 40x und 100x (Öl). Für unsere Zwecke durch Zukauf eines geradezu unmoralisch preiswerten 20x Achromaten ergänzt. 10x Weitfeldokulare. X-Y-Kreuztisch mit tiefliegenden Steuerschrauben, Kondensortrieb zur Kondensorhöhenverstellung. Koaxiale Grob- und Feinfokussierung, auf den Objekttisch wirkend. Trinokularer Tubus (einstellbar auf 100% visuell oder visuell plus Foto). Eigene Fotoadaption (von uns) an eine spiegellose Systemkamera.


Es könnte sogar noch ca. 60 € billiger werden, wenn man sich mit dem bescheideneren Schwestermodell "BTC BIM105T" begnügen würde (ohne Kondensortrieb und mit etwas schlechter bildfeldebnenden Normalachromaten). Natürlich ist das für Otto Normalverbraucher immer noch eine Stange Geld. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass man beim Kosmos-Versand in den 1970er Jahren für vergleichbar ausgestattete Mikroskope (zum Beispiel das Modell "Darwin Super") locker 2.000 solide D-Mark hinblättern musste und wir hier wieder mal unsittlich vom deutsch-chinesischen Lohngefälle profitieren.


Wir waren ziemlich neugierig, ob Optik und Mechanik dieses Einsteigermikroskopes im Vergleich mit unseren liebevoll aufgepäppelten, älteren Markenmikroskopen bestehen könnten. Aus den vielen einschlägigen Internetdiskussionen mit ihren gewohnt vereinfachend-plakativen Schlußfolgerungen waren wir nicht so richtig schlau geworden:

-- "Kauft auf alle Fälle ein gebrauchtes Marken-Mikroskop!"
-- "Ich kann beim Durchschauen keinerlei Unterschiede erkennen!"
-- "Ist doch alles fernöstlicher Importschritt!"
-- "Seht her, es geht doch noch viel billiger!"



[ Trinokulares Mikroskop BTC BIM135T ]


Seitenansicht des "BTC BIM135T" Mikroskopes. Doppelarmstativ. Im Fuß integriertes Netzteil, mittels Drehrad regelbare Lampenhelligkeit. Oben, etwa mittig im Bild: Silberfarbener Kopf der Zugstange zur Umschaltung zwischen visueller und gemischt visuell-photographischer Betrachtung.



[ Trinokulares Mikroskop BTC BIM135T ]


Kondensorbereich des "BTC BIM135T" Mikroskopes . Höhenverstellbarer und zentrierbarer Kondensor, Rändelring-Irisblende, ausschwenkbarer Filterhalter. Alles durchaus funktionstüchtig, jedoch mit qualitativen Abstrichen bei Material (reichlich Kunststoff, wo man auch Metall erwarten könnte) und Verarbeitung. Die Lackierkünste könnten sowohl im Land des "rollenden Geldes" (Deutschland, Autoland, no speed limit ...) als auch bei fernöstlichen Lackiermeistern unter Umständen auf Kritik stoßen - aus der Nutzersicht ist das jedoch absolut kein Thema. Direkt häßlich ist die Lackierung deshalb noch lange nicht und man schaut ja ohnehin meist von oben ins Okular, eher selten von schräg unten unter den Tisch.



So what ???


Grundbedienung, Fokussierung und Beleuchtungseinstellung funktionieren klaglos und ohne erkennbare Mängel (kein Spiel im Fokus, kein Wackeln im Stativ, flackerfreies Licht). Das Bild erscheint völlig klar, das Gesichtsfeld ausreichend groß und die Sehfeldebnung für die visuelle Betrachtung absolut zufriedenstellend. Das Bedienkonzept richtet sich offensichtlich vorwiegend an den Anfänger: Licht einschalten, etwas hochregeln, passendes Objektiv einschwenken, scharfstellen - und schon ist das Bild da. Und das Bild ist auch gut, so gut, daß man sich unserer Ansicht nach eine weitere Qualitätsdiskussion des visuellen Bildeindrucks sparen kann. Die Betrachtung typischer Fertigpräparate und auch die übliche Tümpelwasser-Mikroskopie sollten mit diesem Mikroskop deshalb für praktisch jedermann gleichermaßen problemlos wie befriedigend möglich sein. Auch ein notdürftig mittels IKEA "Jansjö" LED-Lampe improvisiertes Auflicht bringt die Optik noch nicht an ihre Grenzen, wie vielleicht die beiden folgenden Aufnahmen verdeutlichen könnten:


[ Aufnahme mit dem trinokularen Mikroskop BTC BIM135T ]


Auflichtdokumentation einer Meerwasserprobe aus Kroatien mit dem "BTC BIM135T" Mikroskop. Zentales anthropogenes Partikelchen, wohl aus farbig bedrucktem Kunststoff.
IKEA "Jansjö" LED-Lampe. Bildbreite ca. 1 mm.



[ Aufnahme mit dem trinokularen Mikroskop BTC BIM135T ]


Auflichtdokumentation einer Meerwasserprobe aus Kroatien mit dem "BTC BIM135T" Mikroskop. Zentrales calcitisches Schalenfragment, quasi von Mutter Natur farbig bedruckt.
IKEA "Jansjö" LED-Lampe. Bildbreite ca. 1 mm.


Etwas durchwachsener erscheint die Lage bei unseren photographisch größten Sorgenkindern, den Meeresbärtierchen. Bei höheren Vergrößerungen kann es aufgrund des, bereits im letzten Journal gezeigten, nicht immer ohne weiteres gleichmäßig ausleuchtbaren Hintergrundes zu Beeinträchtigungen im Gesamtbildeindruck kommen. Auch erlaubt die anfängerfreundliche Beleuchtung kein sogenanntes "Köhlern" (d.h. keine optimale Lichtführung und Lichtausnutzung). Wegen der stark lichtdämpfenden Mattscheibe über der Halogenbirne kommt die 20 Watt-Beleuchtung deshalb gelegentlich vorschnell an ihre Grenzen. Trotzdem ist das Gesamtsystem wohl den meisten übrigen, eher provisorischen Urlaubs-Mikroskop-Photoadaptionen immer noch merklich überlegen. Die folgende Aufnahme ist vielleicht geeignet, Möglichkeiten und Grenzen zu veranschaulichen:


[ Meeresbärtierchen: Aufnahme mit dem trinokularen Mikroskop BTC BIM135T ]


Meeresbärtierchen aus Kroatien. Fokus auf ein Vorderbein mit vier feinen Krallen. Aufnahme am "BTC BIM135T"-Mikroskop. Bildbreite ca. 0,1 mm.


Fazit: Sicherlich kein "großes" Forschungsmikroskop, aber ein Mikroskop, das sich fraglos für Urlaubseinsätze und natürlich auch für ein erstes Hineinschnuppern in die Mikroskopie eignet, wohlgemerkt inklusive Photographie, ohne dem Benutzer gleich allzu enge Grenzen zu stecken.



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach