[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Thai-Tardies (II)

Wir zeigen hier noch mal das letzte Foto vom Mai-Journal - dann werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich auch ohne Zurückklicken erinnern: In einer mit etwas Meerwasser überschichteten Sandprobe aus Thailand hatten wir eine leere Bärtierchen-Hauthülle (Cuticula) gefunden.


[ Cuticula eines thailändischen Tardigraden ]

Meeresbärtierchen-Cuticula, nach einer Häutung zurückgelassen.


Gefehlt hatten uns allerdings noch die zugehörigen, lebendigen Meeres-Bärtierchen. Über das mikroskopische Suchen in Sandproben ist hier schon viel geschrieben worden - manche von Euch werden denken zu viel.

Das Suchen und Finden ist aber nun mal wesentlicher Teil der Bärtierchen-Fotojagd und es verläuft jedes Mail ein bißchen anders. Natürlich sind die Beobachtungsbedingen wegen der verhältnismäßig großen Sandkörnchen und der, in der Petrischale nach oben hin nicht durch ein Deckglas glatt gehaltenen, offenen Wasseroberfläche alles andere als ideal. Farbsäume und leicht schwindelerregende, unscharfe Bereiche sind die Folge. Trotzdem vermittelt das Stereomikroskop eine Art Immersionseffekt, den die Fotos nur ansatzweise wiedergeben können. Es ist ein wenig so, als blubberten wir im Taucheranzug zwischen mannshohen, rundlichen Felsbrocken hindurch. Und dann käme ein riesiges zuckend-hüpfendes Etwas ...
Verzeihung, jetzt ist die Phantasie mit uns durchgegangen, es ist natürlich in Wirklichkeit ein winziges  zuckend-hüpfendes Etwas und wir wollten ja eigentlich eher ein Bärtierchen finden und zeigen.


[ Sandrecherche 1 ]

Kleines (hier quasi falsches) Wasserwesen, ebenfalls im Lückenraum zwischen den Sandkörnchen lebend. Durch ein Sandkorn hindurch photographiert. Körperlänge ca. 0,3 mm.


Fast hätten wir schon gemeint, jetzt hätten wir zumindest den Hinterleib ...


[ Sandrecherche1 ]


... falsch, ganz falsch. Es sind nur die glasartigen Gehäusefortsätze einer Wasserpflanze, einer  Diatomee , wie beim zweiten Blick (unten) auf einen ganz und gar nicht mehr passenden "Vorderleib" deutlich wird. Schön anzusehen, aber für uns natürlich trotzdem ein wenig enttäuschend.


[ Sandrecherche 2 ]


Irgendwann kommt er dann aber, der große Moment des Findens, diesmal mit einem echten Meerestardigraden aus dem fernen Thailand! Hier ist er:


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Video (1 MB): Meerestardigrade aus Thailand, über ein Sandkorn huschend. Körperlänge ca. 0,1 mm. Ob dieses flinke Tier wirklich mit Recht als Tardigrade, d.h. als Langsamgeher bezeichnet werden darf? Dann wären wir, als überwiegend fettleibige Fernsehmenschen doch genauso Tardigraden, oder nicht? Achten Sie darauf, wie das agile Tier, etwa nach halber Laufzeit des Films, das vergleichsweise riesige Sandkorn mühelos nach links zieht!

Wenn wir mal den ersten gesehen haben, finden sich die anderen leichter und schneller, zum Beispiel auch dieser hier mit seinem riesigen Echsenschwanz:


[ Batillipes aus Thailand ]

Kleines Batillipes sp. Bärtierchen aus der thailändischen Meeressandprobe.
Körperlänge ca. 0,1 mm.


In einer der nächsten Ausgaben des Journals werden wir uns mit der taxonomischen Einordnung befassen - soweit wir als Amateure auf diesem extremen Spezialgebiet überhaupt eine Chance haben.


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach