Das Bärtierchen-Journal
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Kleine Gerätschaften für unterwegs: Reisemikroskope

Reisemikroskope verführen. Es ist schon faszinierend, wieviele Gerätevarianten dieser Kategorie im Lauf der Zeit entwickelt wurden. Auch wenn der tatsächliche Gebrauchswert eines Reisemikroskopes den kritischen Blicken mancher Ehefrauen vielleicht nicht immer standhält, verfallen immer mehr Hobbymikroskopiker dem taktilen und visuellen Reiz der vielen kleinen Rädchen, Knöpfchen, Prismen und Hebelchen.

Das  Emoscop  (unten), ein kleines Universal-Optikwunder, mag, da es sehr weit verbreitet ist, als Einstieg in die Thematik dienen. Je nachdem, wie man die Einzelteile zusammensteckt, erhält man ein Fernrohr mit dreifacher Vergrößerung, eine Fernlupe mit Faktor 3,5x, eine normale Lupe mit den Vergrößerungen 5x, 10x oder 15x und, last but not least, ein Mikroskop mit 30facher und 35facher Vergrößerung. Wegen des einfachen Schiebefokus ähnelt es im Gebrauchswert einer starken Lupe mit festem Arbeitsabstand, wie wir sie im letzten Journal vorgestellt haben. Man könnte mit dem Emoscop zum Beispiel eines unserer Mikroaquarien durchmustern.


[ das Emoscop ]

Auf halber Strecke zwischen Lupe und Mikroskop: das Emoscop (auch Emoskop, Emoscope ...)
Höhe wie abgebildet 66 mm.
Gewicht 22 Gramm.



Das  Lumex Zoom-Taschenmikroskop  aus Japan, wohl etwa 1970 entstanden, leistet sich gleich zwei Einstellrädchen, eines zum Fokussieren und ein zweites für den variablen Zoom zwischen 70x und 200x. Der Stift im Bild unten (rechts) wirkt auf eine gabelartige Objektträgerklemme links unter dem Objektiv. Direkt über dem genannten Stift befindet sich ein geriffelter Knopf zum Einschalten der (Auflicht-)Glühbirne. Die optische Qualität erscheint, auch im höheren Zoombereich, für ein Gerät dieser Größe sehr gut. Man könnte auch mit dem Lumex unterwegs ein Mikroaquarium kontrollieren. An einer Petrischale würden wir, mangels Objekttisch hingegen schon scheitern.


[ Lumex Taschenmikroskop ]


Das Lumex Zoom-Taschenmikroskop, Abmessungen ca. 7 cm x 8 cm x 2 cm.
Gewicht inklusive Batterien rund 160 Gramm.


Sie sehen schon, wir steigern uns allmählich. Das Cogit Lupenmikroskop zählt eindeutig zu den Reisemikroskopen, die man nie wieder missen möchte und die man selbstverständlich auch    n i e    auf eine Reise mitnehmen würde. Die Größe liegt deutlich unter der einer Schachtel Rauchbelästiger. Das Cogit residiert in einer kleinen, edlen Börse aus feinstem, weichen Leder. Auf Knopfdruck fährt an der Unterseite der Objektträgerhalter aus, fokussiert wird mit dem Rändelrad rechts im Korpus.


[ Cogit Lupenmikroskop ]


Das Cogit Vollmetall-Lupenmikroskop aus Frankreich. Vergrößerung 30fach.
Abmessungen (im eingeklappten Zustand): auffällig klein, ca. 6 cm x 5 cm x 2 cm.
Typische Kleinserienproduktion. Gewicht 130 Gramm.

Beim Cogit trieben die französischen Ingenieure den optischen Aufwand  und  die Miniaturisierung auf die Spitze. Anhand des unten gezeigten, schematischen Strahlengangs wird deutlich, daß ein Cogit Taschenmikroskop neben drei (!) Prismen zusätzlich noch vier optische Linsensysteme enthält - einfach irre.
Summa summarum: Man könnte damit - rein theoretisch - sogar Bärtierchen in einer kleinen Petrischale betrachten. Ein kluger Mensch wird das Cogit jedoch geheimhalten und schnell im Stahlschrank wegschließen ;-)


[ Strahlengang im Cogit Lupenmikroskop ]


Kunstvoll gefältelter Strahlengang im Cogit-Lupenmikroskop. Besonders bemerkenswert erscheint insbesondere die Tatsache, daß hier, sicherlich einmalig in der Welt der Exkursionsmikroskope, eine vierfache Strahlenumlenkung durch drei Prismen vorliegt. Sogar das, wohl deutlich spätere, jedoch in Fachkreisen weltberühmte MacArthur-Exkursionsmikroskop verfügt nur über eine vergleichsweise bescheidende, zweifache Umlenkung mit Hilfe von zwei Prismen.


Zum komfortablen Mitnehmen bräuchten wir idealerweise ein etwas weniger kostbares, einfach nur praktisches kleines Instrument. Die Nürnberger Firma Eschenbach versorgte den Low-Cost- und Spielzeugmarkt über Jahrzehnte hinweg mit einer derart verschwenderischen Fülle unterschiedlicher Kleinmikroskope, daß wohl nur wenige Menschen heute behaupten können, sie hätten einen kompletten Überblick. Eschenbach Optik vertrieb einen Teil der Mikroskope, anscheinend primär die einfacheren Modelle, aber auch einige besser ausgestattete, teils für den Export bestimmte Geräte, in der separaten Produktlinie Enuro (Eschenbach Nu(e)rnberg Optik). Ein wohl typischer Vertreter ist unten abgebildet. Ein schönes, kleines Mikroskop mit feschem Doppelarmstativ und edler Hammerschlaglackierung. Eschenbach lieferte auch eine originelle, kleine Trafo-Batteriebeleuchtung dazu. Der Objektivrevolver fiel erfreulich schlank aus und - endlich - haben wir einen ganz normalen, waagrechten Objekttisch (für die Bärtierchen-Petrischalen!) und darüber einen bequemen Schrägeinblick. Alles paletti? Leider nicht: Die kleinen Objektive können nicht überzeugen. Ginge es nicht vielleicht doch noch einen Tick besser, mit den (typischerweise etwas größeren und deutlich leistungsstärkeren) Objektiven eines klassischen Kursmikroskopes?


[ Enuro Mikroskop ]


Enuro Mikroskop mit Dreifach-Objektivrevolver

Wie bereits angedeutet ließ man bei Eschenbach tatsächlich kaum eine denkbare Variante aus, und wirklich - die Welt ist eben voller Wunder - findet sich auch ein Modell mit Schrägeinblick, waagrechtem Objekttisch und klassischem Kursmikroskop-Objektiv (siehe unten!). Es ist eines unserer Lieblings-Reisemikroskope. Zuviel Miniaturisierung geht schnell zu Lasten der Benutzbarkeit. Wir empfehlen deshalb für die Bärtierchenmikroskopie auf Reisen ein im Prinzip ganz gewöhnliches, jedoch möglichst kleines Kursmikroskop mit waagrechtem Objekttisch und, je nach Ihrer Arbeitsweise, Spiegel, elektrischer Netz- oder Akkubeleuchtung. Kaltlicht (LED) ist Ehrensache!


[ Eschenbach Mikroskop ]


Kleines Eschenbach(Enuro)-Mikroskop mit hochwertigen Optikbauteilen,
hier einem 20x Objektiv und einem 15x Okular. Einlinsiger Kondensor, Irisblende.


Internet

Anregung zur Vertiefung: Suchen Sie doch ganz einfach im Register der englischsprachigen Internetzeitschrift MICSCAPE nach weiteren Reise- und Exkursionsmikroskopen, z.B. dem Nikon Model H, dem Hensoldt Tami, dem McArthur Microscope, dem Swift, dem Trekker, dem Tiyoda usw. Es gibt im Internet unglaublich viel Stoff zu diesem faszinierenden Thema.

Ok, zugegeben, wir sind hier im (meist) kostenlos klickbaren Internet, anbei ein paar Links:

Hensoldt Protami-Mikroskop
Hensoldt Metami-Mikroskop
Hensoldt Tami-Mikroskop
Klemi-Mikroskop
Nikon "Modell H" Mikroskop Mikroskop
"Algensucher"-Kleinmikroskope

Besprechung von Mike Dingleys kostenpflichtiger CD  "A Catalogue of Portable Microscopes"


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© Text und Fotos von  Martin Mach