Blick über den Zaun: 3D
Wenn wir rasterelektronenmikroskopische und lichtmikroskopische Bärtierchenaufnahmen
vergleichen, zum Beispiel in der Google-Bildersuche, scheint für den Laien
zunächst mal das Rasterelektronenmikroskop (SEM) ganz klar die Nase vorn zu haben:
Die dort entstandenen Bilder erscheinen durchwegs knackescharf, ungemein plastisch
und noch dazu in wirklich satten Farbtönen.
Es finden sich allerdings sogar SEM-Bilder
von Bärtierchen-"Tönnchen", d.h. Bärtierchen-Trockenstadien
auf pizzeria-kunstrasengrünem Moos! Die meisten Laien-Betrachter wissen eben nicht,
daß das SEM nun mal keinerlei Farben erfassen kann, lediglich Graustufen aufnimmt.
Auch ist das Trockenstadium natürlich nicht ohne Grund entstanden: Eine knochentrockene Moos-Umgebung wird
normalerweise nicht satt grün aussehen (so erscheint sie erst nach dem Wässern).
Die grelle Farbe ist in diesem Fall somit nicht nur künstlich, sondern leider
auch falsch. Der Fairness halber müssen wir jedoch all diesen Fotos zugute halten,
daß ja auch praktisch alle Adeligen und Filmstars auf den Illustrierten-Titelblättern
derzeit in wirklich unnatürlichen, ungesund übersteigerten Carotintönen abgebildet
werden, was sicherlich ebenfalls nicht der - meist deutlich kläglicheren - Wirklichkeit entspricht.
Bei nüchterner Bilanzierung ist das Lichtmikroskop somit zwar weniger detailscharf,
jedoch lebensnäher, weil es das Bärtierchen in natürlicher
Transparenz und natürlicher Farbe wiedergibt. Das SEM bleibt wegen der äußerst
geringen Eindringtiefe der Elektronen immer an der Oberfläche, während
das Lichtmikroskop z.B. die teils markant farbigen Augen der Bärtierchen
realistisch abzubilden versteht. Nicht zuletzt zeigt das SEM immer nur tote Bärtierchen,
die dementsprechend wenig natürliche Bewegung zustande bringen können - es sei denn,
man hätte sie sozusagen in voller Vitalität "erwischt" (präpariert).
Neuerdings wird versucht, die beschriebene Kluft zwischen "toter" Tiefen-schärfe
und echtfarbiger Lebendigkeit durch den Einsatz von 3D-Technologien zu mildern, wovon Sie sich
im Folgenden überzeugen können.
Prof. Alfred Vendl von der "Angewandten" Universität Wien hat uns
gebeten, auf ein neues, spektakuläres Gemeinschaftsprojekt zur 3D-Visualisierung
von Bärtierchen hinzuweisen.
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