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Unsere Taxonomie-Serie - in Kooperation
mit Dr. Rolf Schuster** |
Angesichts von mittlerweile rund 1500 publizierten Bärtierchenarten
ist hier im Bärtierchen-Journal natürlich Bescheidenheit angesagt. Wir sind bereits froh,
wenn wir im Lauf eines Jahres auch nur 1% dieser unglaublichen Vielfalt bildlich
vorstellen können! |
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Abb. 1: Echiniscus testudo - oder wie ein Wissenschaftler mal sehr treffend gewitzelt hat - ein hiervon fotografisch nicht unterscheidbares Bärtierchen. Diese Art ähnelt in geradezu kurioser Weise dem Prototyp unter den deutschen Süßwaren - dem Gummibärchen! Das hier gezeigte Exemplar befindet sich im sogenannten asphyktischen (bewegungslos gestreckten) Zustand, der manchmal beim Wässern einer Probe mit zu viel Erdreich auftritt. Körperlänge ca. 300 µm - laut Literatur maximal ca. 350 µm. |
Die besondere, an Teddybären erinnernde Attraktivität und Bewegungs-Eleganz der Echiniscen offenbart sich besonders in Dunkelfeld-Aufnahmen: |
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Abb. 2: Dunkelfeld-Bildmontage eines Echiniscen in Bewegung (ein- und dasselbe Tier, in unterschiedlichen Bewegungsphasen). Dieses Exemplar ordneten wir vor vielen Jahren der Art Echiniscus mediantus zu - eine Montage von Echiniscus testudo würde sehr, sehr ähnlich ausschauen. |
Der besondere visuelle Charme bringt allerdings auch eine taxonomische Kehrseite mit sich: Die Carotinoide im Körperinneren der Echiniscen erschweren den Blick auf weitere, für die Taxonomen wichtige Merkmale. Immerhin sind unter günstigen Bedingungen ein runder Schlundkopf, gerade Stilette, rote Augen und ein kleiner "Antennenwald" ganz vorne am Kopf erkennbar: |
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Abb. 3: Hellfeldaufnahme von Echiniscus testudo. Bei heftiger Durchlichtbeleuchtung sind ein rundlicher Schlundkopf ohne Makroplakoideinlagerungen sowie lange, gerade Stilette zu sehen, die - ohne Vermittlung durch etwaige Stilettfedern - direkt seitlich am Schlundkopf anbinden. |
Die Beine der Echiniscen tragen jeweils vier gleichartige Krallen, meist mit kleinen Häkchen an den Basen: |
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Abb. 4: Typische Echiniscen-Krallen - die vierte Kralle, links im Bild, liegt außerhalb der Schärfeebene. |
Am letzten Beinpaar von Echiniscus testudo befindet sich ein Zackenkranz, ähnlich dem in Abb. 5 gezeigten: |
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Abb. 5: Typischer Zackenkranz am letzten Beinpaar eines Echiniscen. |
Ziemlich mühsam gerät leider die Unterscheidung der einzelnen Echiniscen-Arten auf Basis der Filamente und Dornen an der Panzerung. Hierfür muss am Mikroskop auf die äußerste Ebene der Panzerung fokussiert werden. Die folgende Abbildung zeigt das, zur exakten Erkennung von Echiniscus testudo ausschlaggebende Filament-/Dornenmuster: |
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Abb. 6: Abbildung von Echiniscus testudo aus Lucien Cuénots Klassiker "La Vie des Tardigrades" [Cuénot 1932]. Die Großbuchstaben markieren die Anhänge (Filamente, Dornen) seitlich ("lateral") am Körper, das kleine "d" zeigt an, dass sich der betreffene Anhang (hier: Dornen) auf dem Rücken des Tieres ("dorsal") befindet. |
Fotografisch sind die Filamente und Dornen meist sehr viel schwieriger darstellbar. Das folgende Foto zeigt eine bei der Häutung von Echiniscus testudo abgeworfene Panzerschale mit ähnlichen Merkmalen wie in Abb. 6: |
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Abb. 7: Abgeworfene Cuticula-Oberschale von Echiniscus testudo. |
Besonders scharfäugige Betrachterinnen und Betrachter werden nun
allerdings einen gravierenden Unterschied zwischen Abb. 6 und Abb. 7 erkennen:
Bei der Bärtierchen-Panzerschale in Abb. 7 fehlen die Filamente
in der Position "B". Hier liegt nämlich eine Variation von Echiniscus testudo vor,
und zwar die Sonderform "trifilis" (mit drei Filamenten), welche
üblicherweise gemeinsam mit der Vierfilamentspezies auftritt. |
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Abb. 8: Echiniscus testudo in der Trockenstarre. |
Anzumerken wäre hier, dass Echiniscus testudo mehr Zeit in der Trockenstarre verbringt als die meisten anderen Tardigraden. Die Art bevorzugt nämlich im Tagesrhythmus austrocknende Standorte wie stark besonnte Steinbrocken und Betonwände. |
Echiniscus testudo legt seine glattschaligen, orange-rötlichen Eier bei der Häutung in der Cuticula ab: |
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Abb. 9: Gelege von Echiniscus testudo mit drei Eiern in unterschiedlichen Reifestadien. |
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Last but not least: zur Namensgebung von Echiniscus testudo |
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Anmerkungen und Literatur
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© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |