[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Einfach aufklauben, fischen oder fangen? (Probenahmetechniken II)

Wie angekündigt finden Sie hier die Beschreibung einer, von uns 2013 in Kroatien eingesetzten, einfachen Methode zur Beprobung von sandigem Meeresboden.

Das Grundprinzip ist denkbar einfach zu verstehen: Ein wirklich schweres Gusseisenrohr wird von einem Steg oder Boot aus in steilem Bogen in tiefes Meerwasser (mit mutmaßlichem Sandboden) geschleudert. Während des Absinkens im Wasser stabilisiert es seine Orientierung durch eine rückwärtig angebrachte Flosse (unten im Diagramm blau), wobei die Flosse nach oben zeigt. Mit dem Kopfteil voran schlägt das Rohr schließlich im Sandboden auf und sinkt dort sofort einige Zentimeter tief ein. Unmittelbar danach kippt es - wegen des hohen Schwerpunkts - um, wobei praktisch immer etwas Sand im Sammelgefäß zurückbleibt. Zieht man nun an der, im Drehpunkt ansetzenden Angelschnur, so richtet sich das Rohr in umgekehrter Richtung wieder auf (jetzt mit der Flosse nach unten). Je nach Zugrichtungswinkel nimmt es unter Umständen noch weiteren Oberflächensand vom Meeresboden mit. Der gesammelte Sand geht auf dem Weg zur Wasseroberfläche nicht verloren, weil das Sammelgefäß beim Einholen brav aufrecht steht.

Wir zeigen zunächst ein Schema zur Funktionsweise und weiter unten einige Fotos der Apparatur.



[ Einfaches Gerät zur Beprobung von sandigem Meeresgrund ]

Gerät zur Beprobung von sandigem Meeresgrund
- Schematische Darstellung -

Rückwärtige Flosse (1), zur Richtungsstabilisierung während des Absinkens.






Massives Eisenrohr (2), ca. 10 cm lang. Soll während
des Absinken vom Wasser durchströmt werden können.






Ansatzpunkt (3) für Drahtschlinge und Angelschnur,
zum Herausziehen des Geräts nach dem Wenden.




Sammelgefäß (4), hier aus Kupfer, es könnte aber auch aus Kunststoff sein. Das Sammelgefäß muß schmaler als die Röhre sein, damit Meerwasser seitlich an ihm vorbeiströmen (und die Richtungsstabilisierung während des Absinkens unterstützen) kann.

Ziel des Ganzen: Der Sand (5) mit den Bärtierchen.




Die folgenden Fotos verdeutlichen den praktischen Aufbau aus diversen Keller-Restmaterialien, wobei natürlich der schöpferischen Phantasie des jeweiligen Konstrukteurs kaum Grenzen gesetzt sind. Man sieht auf den Fotos allerdings, wie brutal das Meerwasser die Metallteile angreift, selbst wenn die Apparatur sauber gehalten und gelegentlich mit Süßwasser gespült wird.


[ Gerät zur Beprobung von sandigem Meeresgrund ]

Gerät zur Beprobung von Meeresgrund,
Foto 1


[ Gerät zur Beprobung von sandigem Meeresgrund ]

Gerät zur Beprobung von Meeresgrund,
Foto 2


[ Gerät zur Beprobung von sandigem Meeresgrund ]

Gerät zur Beprobung von Meeresgrund,
Foto 3



Die Methode verzichtet bewußt auf komplizierte Mechanismen wie Unterwasser-Schließvorrichtungen, Auslösefedern etc. Sie funktioniert recht zuverlässig, überdies ohne Schnorcheln und Tauchen, kann deshalb auch von extrem wasserscheuen Mikroskopikern ausgeübt werden. Je nach Zielmenge kann es allerdings sein, dass mehrmals geworfen und eingeholt werden muss.

Und weil die Bärtierchen noch erfolgreichere Gesamtweltbesetzer sind als wir Menschen, haben wir gute Chancen, über kurz oder lang etwas zu finden. Mehr darüber im nächsten Journal, hier schon mal ein einleitendes Foto:


[ Hinterbein eines Batillipes Tardigraden aus sandigem Meeresgrund ]

Hinterbein eines, mit dem hier beschriebenen Gerät gefangenen Meerestardigraden (Gattung Batillipes). Stark vergrößert, wegen des schwachen Kontrastes bei extrem schräger Beleuchtung aufgenommen.
Ölimmersion 90x/N.A. 1,30. Bildbreite nur ca. 30 Mikrometer (0,03 mm).



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach