[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]


Die dümmlichste Bärtierchen-Frage?

Nun, es gäbe natürlich viele Leserfragen an das Bärtierchen-Journal, die in diese Rubrik fallen könnten: Manche Leserinnen und Leser erkundigen sich beispielsweise, wo sie möglichst große Mengen an Bärtierchen kaufen könnten - meist mit dem Ziel, sie auf mehr oder weniger phantasievolle Weise ins Bärtierchenparadies zu befördern, vorzugsweise mittels Radioaktivität, UV-Strahlung, erhöhten Temperaturen usw. Die große Anzahl an Bärtierchen wird hierbei benötigt, um hinterher eine vermeintlich wissenschaftliche, schulmäßige Tötungserfolgs- bzw. Überlebensstatistik präsentieren zu können. Und jeder, der mal eine Vorlesung über Statistik und Fehlerrechnung gehört hat, wird selbstredend bestätigen können, dass ein einzelner Bärtierchenmord (n=1) weder aus wissenschaftlicher noch aus statistischer Sicht zu befriedigen vermag, während sich Bärtierchen-Massenmorde gut in eine wissenschaftliche Form bringen lassen.

Statt nun weiter und recht unerquicklich über menschliche Primitivität und forscherische Gewalttätigkeit zu lamentieren, wollen wir im Folgenden unsere Lieblings-Vollidioten-Frage konstruktiv beantworten.

Die Frage lautet: "Wozu sind diese Bärtierchen eigentlich gut?"



[  ]

Abb.: "Wozu sind diese Bärtierchen eigentlich gut?"

Ex negativo können wir die Frage in vielfacher Hinsicht beantworten: Für ein Bärtierchensteak sind unsere Lieblinge sicherlich zu klein. Ihre Eier eignen sich offensichtlich nicht zur Herstellung eines Omeletts, ihre Haut nicht für Handtäschchen und Schuhe. Ob ein Tier, das sich vorzugsweise von Moosbrei ernährt, als pflanzenparasitisch oder als eher treppensicherheitsfördernd einzustufen wäre? Das darf entscheiden, wer sich dazu berufen fühlt!

Aus eigener Beobachtung können wir jedoch nützlingsorientiert anmerken, dass beispielsweise maritime Bärtierchen die Oberfläche der Sandkörner im Ozean abweiden und diese letztendlich dadurch reinigen - eine sicherlich mühevolle, jedoch verdienstvolle Beschäftigung für lange Winterabende und saubere Badestrände! Und wir Menschen profitieren natürlich vielfach direkt, beispielsweise durch die philosophische Betrachtung der Bärtierchen-Kleinwelt. Außerdem durch die Vermarktung von: Bärtierchen-Figurinen, Bärtierchen-Kuscheltieren, das Bärtierchenfutter (!) "Spermidin" bei Ebay, Computerspiele mit Bärtierchen-Protagonisten, BBC-Naturfilmepisoden usw. Nicht vergessen sollten wir darüber hinaus die vielen Bärtierchen-Bildmotive auf Rucksäcken, Textil-Einkaufstaschen, T-Shirts und Frühstückstassen, sowie die vielen bizarren Pressemeldungen zu nicht minder bizarren Aktionen ("Beresheet" etc.) und zu den besonderen Eigenschaften der Bärtierchen. Und selbst wenn nicht alle Meldungen aus der Wissenschaft immer wirklich ernst zu nehmen sind, wird sich doch der eine oder andere Drittmittel-Geldgeber durch die Möglichkeit der Trockenlagerung von Spenderorganen im Bärtierchenstil und andere wundervolle Perspektiven beeindrucken lassen.

Ähm, und wer weiß, vielleicht ist die Frage insofern ja gar nicht so dümmlich wie eingangs behauptet?


Anmerkungen zur Abbildung:
Die Montage steht generisch-symbolisch für alle menschlichen Bärtierchen-Betrachtungen: Ein unbekannter Künstler hat 1867, vor mehr als 150 Jahren, einen wertvollen Erkenntnis-Transferschritt geleistet, nämlich die mutmaßlich früheste Farbabbildung eines Bärtierchens (Ramazzottius oberhaeuseri) in Form einer Lithographie vorgelegt. Das Bärtierchen ist im Originallitho nur etwa 3 cm lang, was immerhin schon mal mit einer etwa 100fachen Vergrößerung gleichzusetzen ist.
Die von uns hinzugefügte Lupe symbolisiert die menschliche Betrachtung, welche zwangsläufig mittels vergrößernder Optik ausgeführt werden muss. Die Wahl einer "Busch 2x" Einschlaglupe aus der Vorkriegszeit als Betrachtungsinstrument ist natürlich nicht bierernst zu sehen, weil man speziell mit diesem Instrument bestenfalls kleine Buchstaben entziffern, jedoch nie ein echtes, lebendiges Bärtierchen näher studieren könnte.


Hauptseite



© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach