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Unsere Taxonomie-Serie - in Kooperation
mit Dr. Rolf Schuster** |
Ausnahmsweise wollen wir hier mit Batillipes sp. nicht lediglich eine bestimmte Art, sondern ein Genus präsentieren (das "sp." steht für eine beliebige Spezies innerhalb des Genus). Angemerkt sei jedoch, dass genauso gut Batillipes mirus, die am längsten bekannte Batillipes-Art, als Primus inter pares im Titel stehen könnte. Mit der Entdeckung dieses bizarren Wesens im Jahr 1909 ebnete Prof. Ferdinand Richters den vormals holprigen Weg zu vielen neuen, marinen Tardigraden. |
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Abb. 1: Batillipes sp. in der Gesamtansicht. Körperlänge knapp 200 µm. Acht Beine mit jeweils sechs löffelförmig auslaufenden Zehen. Statt des von anderen Tardigraden gewohnten Augenpigments finden sich in gleicher Position sehr unscheinbare, farblose, runde Fetttröpfchen, die man - je nach Laune - mit Augen in Verbindung bringen kann oder auch nicht. Sehr gut zu erkennen sind jedenfalls gerade Stilette und - taxonomisch wichtig - auch die quer an der Mundröhre ansetzenden Stilettträger. |
Die Spannweite der in der Fachlitaratur spezifizierten
Körperlänge von Batillipes mirus erstaunt: Morgan und King
äußern sich dazu wie folgt: |
Auf Abb. 1 sind reichlich kleinere Partikel zu sehen, die am
Hinterkörper kleben. Zum besseren Verständnis sei deshalb angemerkt,
dass Batillipes an jedem seiner acht Beine Klebstoffdrüsen trägt, die Klebstoff
in Richtung auf die Zehenlappen einzuschießen vermögen. Ernst Marcus schildert
dies so schön, dass wir ihn mit seinem Originaltext zitieren möchten:
"Es besteht kein Zweifel, daß die Unterflächen der Schaufeln durch Sekret,
das nur von den Extremitätendrüsen stammen kann, klebrig gehalten werden"
[Marcus 1927, S. 528]. |
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Abb. 2: Batillipes Bärtierchen, auf einem Sandkorn herumkletternd. In dieser Situation kann es samt Sandkorn portiert werden! |
Abb. 3 zeigt den sensorischen Antennenwald am Kopf der Batillipes Bärtierchen. Die dort hervorstehenden, besonders interessanten "Clavae" unterstützen vermutlich die taktilen Reize der übrigen Sensoren durch stofflich-chemisch basierte Empfindungen. |
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Abb. 3:Kopf eines Batillipes-Bärtierchens, von unten gesehen (bauchseitig). Dargestellt sind:-- Position der Mundöffnung, nach unten weisend (o) -- Cirrus A (A), lang, hier ein wenig verschwommen, andeutungsweise erkennbar -- Mutmaßlicher Chemosensor "Clava" (c). Man beachte die innere Feinstruktur der Clava -- die externen und internen Cirrus medialis-Paare (cb2 bzw. cb1), Nerven teils schön zu sehen -- die beiden sehr kleinen, sekundären Clavae (pb) -- der hier nur angedeutete Cirrus medianus (cr) auf der Rückseite des Bärtierchens Stark vergrößert, Ölimmersion. Bildbreite knapp 50 µm. |
Unter günstigen Bedingungen - wenn partikelfrei - sind bei den einzelnen Batillipesarten unterschiedlich ausgeprägte Schwanzfortsätze zu sehen, die für die Artbestimmung von entscheidender Bedeutung sind. |
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Abb. 4: Stachel am Hinterleib eines Batillipes mirus |
Mit etwas Glück lassen sich in den Meersandproben auch abgestreifte Cuticulae finden, bei denen seitlich ansetzende Lappen und Stacheln einfacher zu erkennen sind als beim sandkornverklebten Tier: |
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Abb. 5: Abgeworfene Cuticula eines Batillipes Bärtierchens aus dem Meersand vor Elba. Man achte auf die typische, feine Punktierung der Oberfläche und die seitlich ansetzenden, lappenartigen Fortsätze. Aufnahme im Phasenkontrast. |
Klassischer Fundort für Batillipes ist die Kieler Förde, wo man Batillipes ohne weiteres im oberen Spülsaum, auch vor den dortigen Strandkörben finden kann. |
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Abb. 6: Situation an der Kieler Förde mit typischem Sandstreifen zwischen Festland und Meer |
Batillipes legt seine glasklar-transparenten Eier vorzugsweise einzeln und ohne schützende Hülle, frei zwischen Sandkörnern ab. Diese Eier sind deshalb furchtbar schwer zu finden! |
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Zur Namensgebung |
Anmerkungen und Literatur
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© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |