Das Bärtierchen-Journal
[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]


Letzte Ei-Entwicklung und Babyalter bei Milnesium tardigradum

Das Bärtierchen  Milnesium tardigradum  ist leicht zu finden und läßt sich auch in einem einfachen Mikroaquarium problemlos über Tage und Wochen hinweg beobachten. Im Journal vom  letzten Dezember  haben wir bereits mitverfolgen können, wie die Milnesien im Schutze der alten Kutikula schlüpfen und sich dann mühsam einen Weg in die Freiheit suchen müssen. Für die im Folgenden gezeigten Mikrofotos mußte ein reifes Ei mit einer feinen Nadel behutsam aus einem Gelege herausgelöst werden. Der erste Vierer-Bildblock unten zeigt dieses Ei am Tag des Schlüpfens, der zweite Vierer-Bildblock (weiter unten) das zugehörige Jungtier direkt nach dem Schlüpfen, an seinem ersten Lebenstag.


 Milnesium, Ei

[Milnesium tardigradum, Ei] [Milnesium tardigradum, Ei]

 Abb. 1

 Abb. 2

[Milnesium tardigradum, Ei] [Milnesium tardigradum, Ei]

 Abb. 3

 Abb. 4


Von der Seite betrachtet liegen die Milnesien im Ei eingerollt wie Kellerasseln (Abb. 1). Fokussiert man etwas tiefer in das Ei hinein (Abb. 2), so zeigen sich die breite Speiseröhre und andeutungsweise der direkt anschließende, birnenförmige Schlundkopf mit der charakteristischen Querstreifung (Schlundkopf-Kontraktionsmuskulatur). Die Krümmung zwischen Speiseröhre und Schlundkopf ist ein weiterer Beleg für die enge Packungsdichte im Ei. Alle Krallen sind schon fertig etwickelt, jedoch im Foto (Abb. 3) nicht leicht darstellbar. In Abb. 4 blickt uns das dicht gepackte Kleinleben schon mit zwei winzigen, schwarzen Äuglein entgegen. Der Durchmesser eines Milnesium-Eies liegt bei ca. 80 µm.


 Milnesium, 1. Lebenstag

[Milnesium tardigradum, 1. Tag] [Milnesium tardigradum, 1. Tag]

 Abb. 5

 Abb. 6

[Milnesium tardigradum, 1. Tag] [Milnesium tardigradum, 1. Tag]

 Abb. 7

 Abb. 8


Nach dem Schlüpfen wird deutlich, daß die Kutikula des erst 0,2 mm langen Tieres recht großzügig angelegt ist (Abb. 5). Wir sehen, daß hier für die weitere Entfaltung und das erste Wachstum vorerst noch genügend Platz vorhanden ist. Ansonsten müßte sich das noch schwache Jungtier bald wieder häuten und könnte mangels ausreichender Ressourcen verhungern. Die Krallen am letzten Beinpaar sind im Verhältnis zur Körpergröße riesig (Abb. 6), die kugeligen Speicherzellen im Körperinneren jedoch auffallend klein. Beim Blick auf die Mundöffnung (Abb. 7) wird die hexagonale Anordnung der Mundpapillen deutlich. Die Papillen sind allerdings unterschiedlich groß, so daß in Abb. 7 nur die drei oberen (dorsalen) Papillen klar erkennbar sind.
Auch die zwei Papillen an den Wangen sind, wenn auch winzig, beim Null Tage alten Tier schon vorhanden (ebenfalls Abb. 7).
Abb. 8 zeigt den gesamten, schon voll entwickelten Mundapparat im Überblick, mit birnenförmigem Kaumagen, Stiletten, den an die Mundröhre angewinkelten, äußerst filigranen und kurzen Stiletthaltern, sowie die extrem breite Mundröhre. Wir haben schon früher gesehen, daß erwachsene Milnesien als  Fleischfresser  durch die Mundröhre ganze Rädertierchen und komplette(!) Tardigraden anderer Spezies einsaugen können. Die kleinen Milnesien haben übrigens von Geburt an einen ausgeprägten Saugreflex und nuckeln versuchsweise an allem, was vorbeischwimmt - eine weitere Parallele zum gar nicht so wahnsinnig weisen und vielleicht auch gar nicht so besonderen Homo sapiens.


Hauptseite



© Text und Fotos von  Martin Mach