[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Batillipes-Bärtierchen aus Pag (I)

Gelegentlich würden wir gerne ein weiteres Journal begründen, zum Beispiel mit dem Titel Bizarre Welten, in dem wir auch unsere "sonstigen" Fotos vollends unverstandener Situationen zur Diskussion stellen könnten:


[ Sonderbares Heuschreckenarrangement ]

"Drei Freunde" - ein sonderbares Heuschreckenarrangement am Meeresstrand in Kroatien.

Im letzten Journal berichteten wir von einer neuen Probenahmevorrichtung, die uns eine Sandprobenahme aus tieferem Wasser, Hafenbecken und anderen schlecht zugänglichen Orten erlaubt. Die im folgenden vorgestellte Probe stammt aus einem Hafenbecken der Insel Pag (Kroatien). Wie schon des öfteren ausgeführt, fanden wir die höchsten Individuenzahlen an Tardigraden immer nur in relativ seichtem Wasser oder im Spülsaum des Ebbe- und Flut-Bereichs. Auch Ferdinand Richters in der Fachliteratur geschilderte Sucherfahrungen waren uns noch gut im Gedächtnis: Er hatte ja seine Batillipes mirus Bärtierchen aus einer verhältnismäßig tief gedredschten Probe nach 14tägigem Mikroskopieren (!) gefunden. Und so waren wir nicht weiter verwundert, dass sich auch bei der Probe aus Pag ein schneller Sucherfolg nicht einstellte (Süßwasserschocks und verwandte Rambomethoden aus der chemischen Gruselkiste möchten wir als Amateure vermeiden). Das langsame Suchen muss aber kein Schaden sein, weil wir auf diesem Pilgerweg nebenbei viele andere interessante mikroskopische Meeresorganismen zu Gesicht bekommen und studieren können:


[ Foraminiferengehäuse aus dem Meersand ]

Foraminiferengehäuse aus dem Meersand von Pag, knapp 1 mm groß. Dunkelfeldaufnahme.

Zwar begegnen wir der berühmten "Näbrascheibe" mit gehörigem Respekt, empfinden jedoch das folgende Scheibchen als visuell zumindest gleich attraktiv und inhaltlich sogar deutlich spannender. Die Komplexität der kunstvollen Meeresdiatomeen wird um so schmerzvoller deutlich, wenn ein Diatomeen-Glasgehäuse versehentlich unter dem Deckglasdruck zerbricht:


[ Diatomee aus dem Meersand von Pag ]

Diatomee aus dem Meersand von Pag, ca. 0,2 mm im Durchmesser.

[ Diatomee aus dem Meersand von Pag ]

Dieselbe Diatomee, leider durch zu starken Deckglasdruck zerstört. Detailaufnahme von den Schalensplittern, deren Bruchmuster an zertretenes Eis in einer Wasserpfütze erinnert.

Gelegentliche Ablenkung und viel Geduld zahlen sich aus. Irgendwann kommt der Moment, an dem man das erste Bärtierchen sieht, den Sand vorsichtig beiseite schiebt und das Bärtierchen vorsichtig aus der Petrischale herauspipettiert werden kann:


[ Bärtierchen im Stereomikroskop ]

Bärtierchen in der Sandprobe aus Pag. Ansicht im Stereomikroskop. Bildbreite ca. 2 mm.

Es folgt die routinemäßige Größenbestimmung, hier schon im "richtigen" Mikroskop ...


[ Bärtierchen im Stereomikroskop ]

Bärtierchen in der Sandprobe aus Pag, mit eingeblendetem Mikrometermaßstab.
Körperlänge 190 µm.

... sowie das erste Portrait, aus dem bereits das Genus ersichtlich wird: Wegen der hier gerade noch als solches erkennbaren Haftlappen an den Füßen offensichtlich ein Batillipes Bärtierchen!


[ Bärtierchen aus Pag, Totale ]

Bärtierchen aus Pag, Totale.

Die Anatomie beschreiben wir im kommenden Journal.



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach