Anmerkungen und Literatur
(*) Der Bärtierchenspezialist,
Partner und Co-Autor dieser Taxonomie-Serie, Dr. Rolf Schuster, berät Sie gerne bei tiefer schürfenden taxonomischen
Fragestellungen und bei der Bestimmung der von Ihnen gefundenen Bärtierchen. Schreiben Sie einfach eine Mail an
Rolf Schuster !
(*)
Ab sofort gibt es einen, quasi mitwachsenden Bärtierchen-Bestimmungsschlüssel
aus der Hand von Dr. Rolf Schuster:
Hier geht es zum aktuellen Schlüssel !
1 Carl August Sigmund Schultze,
Macrobiotus hufelandii, animal e crustaceorum classe novum, Berlin 1834.
Schultzes Publikationstitel ordnet den Macrobiotus hufelandi somit den Krustentieren (crustaceae)
zu. Die Unterschiede zwischen nah verwandten Macrobiotusarten sind sehr klein.
Häufig wurde gutmeinend Macrobiotus hufelandi bestimmt, es könnte sich
jedoch in vielen Fällen um eine andere, nah verwandte Art handeln. Dies
zeigt sich auch am Beispiel des Macrobiotus hufelandi-Prototyps:
1834 hatte Schultze Macrobiotus hufelandi anhand von Moosen bei St. Ulrich
(bei Freiburg im Breisgau) beschrieben. 1993 und 2011 wurde dieses Gebiet noch
einmal von dem italienischen Tardigradenforscher Roberto Bertolani
untersucht. Er fand dort den Originaltypus von Macrobiotus hufelandi, zusätzlich
allerdings zwei weitere, neue Arten (Macrobiotus sandrae und Macrobiotus vladimiri).
Die beiden neu hinzu gekommenen Arten wären in früheren Zeiten pauschal
als Macrobiotus hufelandi klassifiziert worden.
2 Christoph Wilhelm
Hufeland (1762-1836), Namenspate von Macrobiotus hufelandi, war eine außergewöhnliche
Persönlichkeit. Ziemlich unfair wäre es, sein Leben und seine Makrobiotik auf "Gutes Essen > langes Leben!"
zu reduzieren. Der Wikipedia "Hufeland"-Eintrag verdient aus diesem Grund eine besondere Lese-Empfehlung!
Auch heute noch hält die Hufeland-Gesellschaft sein Gedenken in Ehren.
3 Erst nach
Schultzes Macrobiotus-Publikation wurden die Bärtierchen von Louis Doyère als
eigenständige Gruppe interpretiert und schließlich mit dem hohen Rang eines eigenen biologischen
Stammes (!) versehen.
2024 waren rund 1.500 Bärtierchenarten beschrieben, unterteilt in 35 Familien und 160 Gattungen.
Macrobiotus bildet mit derzeit 141 Arten die größte Gattung innerhalb des Stammes der Bärtierchen.
Zur Illustration des besonderen Stellenwerts eines biologischen Stammes sei angemerkt,
dass die Menschen im Stamm der "Chordatiere" lediglich
einem Unterstamm (Wirbeltiere) angehören, zu dem auch die Fische, Amphibien, Vögel,
Reptilien und Säugetiere, insgesamt etwa 6.600 Arten zählen.
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Roberto Bertolani, Lorena Rebecchi (1993), A revision of the Macrobiotus hufelandi group
(Tardigrada, Macrobiotidae), with some observations on the taxonomic characters of eutardigrades.
Zoologica Scripta, Vol 22, No.2, 127 -152.
Roberto Bertolani, Vladimir Biserov, Lorena Rebecchi, Michele Cesari (2011), Taxonomy
and biogeography of tardigrades using an integrated approach: new results on species of
the Macrobiotus hufelandi group. Invertebrate Zoology, 8, 23-36.
Hieronim Dastych (1988), The Tardigrada of Poland. Monografie Fauny Polski 16, 1-255.
Hartmut Greven (1980), Die Bärtierchen. Wittenberg Lutherstadt.
Ian M. Kinchin (1994), The Biology of Tardigrades. London.
Carl August Sigmund Schultze (1834), Macrobiotus hufelandii, animal e crustaceorum classe
novum. 8 Seiten, 1 Tabelle, Berlin (keine genauere Quellenangabe auffindbar).
Wikipedia-Einträge zu Carl August Sigmund Schultze und Christoph Wilhelm Hufeland.
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