Auswahl von Bärtierchen-Einträgen in Lexika und Wörterbüchern
Der Jugend-Brockhaus (1996): [Kein Eintrag] Schade!
dtv-Brockhaus-Lexikon (1988):
Bär¦tierchen, Tardigrada, Stamm der Gliedertiere,
mikroskopisch kleine Tiere mit vier Paar klauentragenden Stummelfüßen,
Mundteile stechend. B. leben in Moosrasen, auf Flechten, im Süß-
oder Salzwasser. Bei Hitze und Trockenheit entstehen Dauerstadien ("Tönnchen").
Der Grosse Herder (1953):
Bärtierchen, mikroskopisch kleines, wurmförmiges,
in feuchter Erde od. Moos lebendes, durchsichtiges Tierchen mit 8 kurzen,
bekrallten Beinstummeln; zu den Würmern gerechnet, zählebig, übersteht
Austrocknung und Kälte (» Anabiose).
Merke: Im Zweifel bezeichnen wir alles Kleine als
"wurmförmig" und rechnen es auch zu den Würmern.
Petit Larousse Illustré (1914): TARDIGRADES n. m. pl.
(lat. tardus, lent, et gradi, marcher). Famille d´animaux
privés d´incives, dont les doigts sont réunis jusqu´aux ongles,
et qui se meuvent très lentement. S. un tardigrade.
Meyers Großes Konversationslexikon, 6. Auflage, 2. Bd. (1904):
Bärtierchen (Tardigrada), Ordnung der Spinnentiere,
kleine, sich langsam bewegende Tiere mit fast wurmartigem Körper, der
nicht in Cephalothorax und Hinterleib geschieden ist, mit innern Mundteilen
und vier Paar kurzen, stummelförmigen Beinen. Herz und Tracheen fehlen.
Die Männchen sind viel seltener als die Weibchen (daher wurden die
Tardigraden früher allgemein für Zwitter gehalten); die Eier
können bei der Häutung in die abgeworfene Haut gelegt werden.
Die B. leben zwischen Moos und Algen, in Dachrinnen, z.T. auch im Wasser,
nähren sich von kleinen Tieren und können (dies gilt aber nicht
von den im Wasser lebenden) nach langem Eintrocknen durch Befeuchten wieder
ins Leben gerufen werden (daher heißt eine Gattung Macrobiotus;
s. Tafel "Süßwasserfauna II"). Die Gattung enthält
nur wenige Arten, unter andern gehört hierher das Bärtierchen
(Milnesium tardigradum).
Ersch-Gruber(Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste,
1820): ARCTISCON tardigradum, das
W a s s e r b ä r c h e n ,
S c h r a n c k Fauna boica III. 1 S. 178 und 195. le Tardigrade, Spallanzani
Opusc. de physique animale et veget. p. 350. tab. 4. f. 78. - Der Wasserbär,
E i c h h o r n Beiträge zur Kenntniß d. kleinen Wasserthiere S. 74.
Taf. 7. Fig. E. - Der kleine Wasserbär G o e z e
in B o n n e t´s
Abhandlungen zur Insectologie S. 367 Taf. 4. Fig. 7. Acarus ursellus
Gmelin - Linn. - Dieses sehr kleine, mikroskopische Thier
hat S c h r a n c k
zuerst als eine besondere Gattung (genus) rubriciert, und unter die sogenannten
flügellosen Insecten, zwischen Floh und Milbe gesetzt. Es ist aber schon
früher, wie aus den obigen Citaten erhellet, von anderen, zuerst von
G o e z e , dann von
S p a l l a n z a n i
und E i c h h o r n ,
welche wie es scheint, dasselbe für ein Infusionsthier nahmen,
beobachtet worden. Nach
S c h r a n c k
hat es einen halb walzenförmigen, geringelten Rumpf, acht zweiklauige
(nach Eichhorn und Goeze dreiklauige) walzenförmige Füße,
von denen zwei ganz nach hinten stehen; der Kopf ist in den ersten Ring des
Rumpfes einziehbar, mit kleinen Augen und kurzen Fühlern versehen.
Das Thierchen fand sich auf Wasserlinsen (Lemna), u. dgl.; seine Bewegungen
sind sehr langsam. es hat eine gewisse gleich auffallende, besonders in Goezens
Abbildung ausgedrückte Ähnlichkeit mit der Bärengestalt, zumal
wegen der Dicke der Füße und des Rumpfes. - Schranck tadelt ohne
weiteres Spallanzani´s und Eichhorn´s Abbildungen. Goeze aber, welcher ohne
von Schranck angeführt zu werden gewiß dasselbe oder ein
ähnliches Thier a.a.O. beschreibt und es vermutlich besser abbildet,
stellt es doch auch wie Eichhorn, gegen Schranck´s Angabe, mit drei Klauen
an jedem Fuß und ohne Fühler dar. Man sieht, daß dieses
Bärlein, obgleich von wenigstens vier verschiedenen Naturforschern
beobachtet und beschrieben, noch nicht befriedigend untersucht und bestimmt ist.
Früher war ich geneigt, es der Milbenfamilie beizuzählen, vielleicht
aber ist es nichts anders als das Junge einer oder einiger Arten der,
zur Familie der Crustacea branchiopoda gehörigen, Gattung C y c l o p s;
womit sich denn auch die dreiklauigen (richtiger dreiborstigen) Füße
reimten. Die von Müller (Entomostraca tab. I) abgebildeten Nauplii
(welche eben junge Cyclopen sind) rechtfertigen diese Vermuthung, wenigstens
insofern der Mangel völliger Übereinstimmung durch Verschiedenheit
der Art oder des Alters erklärt werden könnten. (Nitzsch.)
Eine komplette Darstellung des Kenntnisstandes von 1820!
Wir stellen etwas zerknirscht fest, daß die älteren Einträge
schlichtweg besser und noch dazu ausführlicher sind.
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