[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Das chinesische TWX-1 Kompaktmikroskop (II)

Wir führen in dieser Ausgabe unseren Benutzer-Report zum kleinen chinesischen Feldmikroskop fort. Eine integrierte elektrische Beleuchtung ist auch bei neueren Exkursionsmikroskopen keineswegs selbstverständlich und eine gute elektrische Beleuchtung schon gleich gar nicht. Umso erfreulicher erscheint es, wenn sich wie hier Standardbatterien und handelsübliche Glühlampen mit guter Lichtausbeute verwenden lassen.


[ TWX-1 military field microscope ]

Chinesisches Kompaktmikroskop TWX-1, mit geöffneter Heckklappe. Zu sehen sind die beiden Mignon-Batterien (AA Alkalibatterien oder Akkus) und ein geriffelter Knopf, mit Hilfe dessen das hier geparkte 15x Okular auf einem eigens hierfür vorgesehenen Schlitten (!) in eine leicht vorstehende Position gezogen werden kann, so daß es sich dann brav abschrauben läßt. Klar, daß da nichts klappert. Praktisch alle genannten Bauteile sind aus Metall gefertigt, mit Ausnahme des Gleitschienenmaterials für den Okularschlitten.


Um die sehr kompakten Maße (14 cm x 11 cm x 5 cm) zu halten, mußte, wie von anderen Kleinmikroskopen her bekannt, der Tubus-Strahlengang mehrfach gefaltet werden, sogar dreifach, wie Sie unten auf der schematischen Abbildung des Lichtwegs erkennen können:


[ TWX-1 military field microscope ]

Strahlengang (schematisch): Das TWX-1 hat einen auf der Tubusstrecke dreifach gefalteten Strahlengang, ist jedoch im Gegensatz zum MacArthur-Mikroskop für eine normale, aufrechte Probenbetrachtung geeignet, wodurch Manipulationen direkt auf dem Objektträger, zum Beispiel in einem Wassertropfen, wesentlich erleichtert werden.


Wir verfolgen nun den Lichtweg von der Glühlampe bis hin zum Okular und werfen hierfür zunächst einen Blick auf die Bodenplatte mit der Abdeckung der Glühlampenkammer.


[ TWX-1 military field microscope ]

Vorderansicht des TWX-1, von schräg unten:

Gegossene metallische Bodenplatte mit Gummifüßchen,

per versenkter Riffelschraube (1) verschließbare Glühlampenklappe.

Einziges Dekor (???) am Militärgerät: Konzentrische Ringe auf der Rückseite des allseitig verstellbaren Konkavspiegels (2).

Klapphebel (3) zum Ein- und Ausschwenken des winzigen Blaufilters.

Der Kondensor (4) kann mittels Fixierschraube grundsätzlich höhenverstellt werden, was jedoch im praktischen Betrieb nicht erforderlich ist.

Objekttisch (5), auf Schienen beweglich.


[ TWX-1 military field microscope ]

Glühlampenfach,
alles aus Metall.


Die im Internet für andere Mikroskope diskutierte Umrüstung auf LED-Beleuchtung ist so kindisch einfach zu bewerkstelligen, daß man gegenüber der fleißigen Bastlergemeinde schon fast ein schlechtes Gewissen verspürt: Einfach alte Glühlampe raus, LED-Birne rein, fertig!
Da jedoch schon das mittels Glühlampe erzeugte Bild tadellos ist und Akkus heutzutage eine Selbstverständlichkeit sind, können wir mit wahrhaft britischem Understatement auch zukünftig noch nostalgische Glühlampenmikroskopie betreiben.


[ TWX-1 military field microscope ]

Die Glühlampe kann problemlos gegen eine handelsübliche LED-Birne ausgetauscht werden. Im Bild links ist eine von der Bauform her sehr gut passende TerraLUX TLE-1S LED zu sehen (die man zweckmäßigerweise mit Hilfe einer dünnen Lage Tempo-Taschentuch herunterdimmen kann).


Der übrige Lichtweg ergibt sich aus den folgenden Fotos und Bildunterschriften.


[ TWX-1 military field microscope ]

TWX-1 mit eingeschalteter Beleuchtung. Die Glühlampe befindet sich in einer massiven Metallgußluke mit Fenster, welche in die Bodenplatte integriert ist.
Alle hier gezeigten Bauteile sind sehr kompakt nebeneinander positioniert, trotzdem kann der Spiegel in alle sinnvollen Positionen gedreht werden. Keine Kollision mit Fußplatte, Lampengehäuse oder Kondensor.


[ TWX-1 military field microscope ]

Dank der angemessen präzisen Abbildung der winzigen Glühwendel in der Filterebene brauchen wir uns im Hinblick auf gleichmäßige Ausleuchtung und Beleuchtungsintensität keine Sorgen zu machen - trotz der vergleichsweise sparsamen Lampenleistung.


[ TWX-1 military field microscope ]

Als nächstes passiert der Lichtstrahl die sehr kleine Irisblende und gelangt in den Kondensor.


[ TWX-1 military field microscope ]

Blick unter die Haube: Hier erkennen Sie die beiden oberen 90 Grad-Umlenkprismen. Am objektivseitigen Prisma befindet sich eine Justiervorrichtung.


[ TWX-1 military field microscope ]

Und weil wir gerade so schön beim Ausspionieren des Innenlebens sind, schauen wir gleich weiter: nach Abnahme des Okularschachts wird das rückwärtige 180 Grad-Wendeprisma sichtbar.


Und, wie schon gewohnt, folgt am Schluß die klassische Bärtierchenfrage: Was bringt uns das alles beim Bärtierchen-Mikroskopieren? Schauen Sie einfach hier unten nach und vergleichen Sie mit einem Kursmikroskop!


[ Macrobiotus sp. Ei ]

TWX-1 Demo Bild: Ei eines Macrobiotus sp. Bärtierchens. Gesamtdurchmesser 92 µm,
ohne Fortsätze 82 µm. Dauerpräparat in Hoyers Medium. Man beachte die, in der Literatur als "eierbecherartig" bezeichneten Eiausschüsse, die sich auch sehr gut zu Beurteilung der Abbildungsleistung eines Mikroskopes eignen. Die Ausschüsse sind nur etwa 5 µm hoch.
Das an eine Blüte erinnernde Köpfchen eines "Eierbechers" hat an der Spitze einen Durchmesser von ca. 2 µm.
Falls es von Interesse sein sollte: Objektiv 45x/0.63. Als Kamera diente eine altehrwürdige Nikon Coolpix 995 (nominell bescheidene, aber durchaus knackige 3 Megapixel), adaptiert mittels "Coolpix" (CP) Okularadapter vom indischen Ebay-Händler.


In den nächsten Ausgabe werfen wir einen Blick auf die Objektive und befassen uns etwas genauer mit der objektivierbaren Abbildungsleistung - anhand von Testdiatomeenpräparaten. Bis bald!


Hauptseite



© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach