[Titelfragment 1.1] [Titelfragment 1.2] Titelfragment 1.3]
[Titelfragment 2.1] [Titelfragment 2.2] [Titelfragment 2.3]
[Titelfragment 3.1] [Titelfragment 3.2] [Titelfragment 3.3]



Bärtierchen im Supermarkt! - Beitrag aus dem Marien-Gymnasium in Werl

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Anmerkung der Redaktion: Wir freuen uns, im Journal - wieder einmal - einen externen Beitrag präsentieren zu können. Es sei darauf hingewiesen, dass die hier untersuchten Bärtierchen beim Auffinden bereits tot waren, das heißt, für den vorliegenden Beitrag nicht umgebracht wurden.
Das Copyright zum folgenden Journaltext sowie den zugehörigen Fotos liegt bei den Schülerinnen Nika und Luca sowie ihrem Betreuer Marco Hagedorn vom Marien-Gymnasium in Werl.
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Bärtierchen besiedeln, wie die fleißigen Leserinnen und Leser bereits wissen, sehr unterschiedliche Lebensräume. In allen Fällen handelt es sich um sogenannte Lückensysteme: Dort durchstreifen die Bärtierchen wasserdurchzogene Kleinsträume. Die bis jetzt im Bärtierchen-Journal vorgestellten Lebensräume waren Moose, Flechten, Laub, Meeressediment - und Erdboden. Ein speziellerer, ebenfalls erdbodenartiger Lebensraum begegnet uns, trotz der sehr auf Sauberkeit bedachten Hochleistungs-Lebensmittelindustrie, im Supermarkt. Vereint im Regal finden wir eher ungewollt aussehende Bodenreste an Roter Bete und Meerrettich (Abb. 1), sowie neuerdings als absichtlich nicht gewaschen deklarierte Kartoffeln. Diese folgen somit einem Trend und betonen ihn mit der Aufschrift "Ungewaschen – weil schonend für die Kartoffel und nachhaltig für die Natur" (Abb. 2).


[ Meerrettich und Rote Beete mit Bodenresten ]

Abb. 1: Meerrettich und Rote Beete mit Bodenresten

[ Ungewaschene Kartoffeln ]

Abb. 2: Ein neuer Trend - ungewaschene Kartoffeln

Nika aus der Klasse 6 und Luca aus der Klasse 7 des Marien-Gymnasiums in Werl gingen in ihrer "Jugend forscht"-Arbeit der Frage nach, ob sich in den Bodenresten von Gemüse Bärtierchen befinden. Hierzu legten sie das jeweilige Gemüse zunächst für drei Stunden in einen Eimer mit kaltem, sauerstoffreichem Wasser. In dieser Zeitspanne können die Bärtierchen erfahrungsgemäß aus ihrem Tönnchenstadium erwachen. Anschließend wurde das Gemüse vorsichtig mit einer weichen Zahnbürste geschrubbt und das bodenhaltige Wasser durch ein Sieb mit 20 µm Maschenweite gegossen. Die im Sieb hängengebliebenen Bärtierchen konnten nun mit Hilfe einer Spritzflasche in eine Petrischale überführt werden. Es folgte die übliche Bärtierchenjagd am Binokularmikroskop. Und tatsächlich … an zwei von drei Gemüsesorten konnten die fleißigen Jungforscher Bärtierchen finden! Da die Bärtierchen sich, trotz der möglichst schonenden Ablösung vom Gemüse, nicht mehr bewegten und somit leider nicht mehr lebendig waren, wurden sie präpariert und bestimmt.

Hier nun die Ergebnisse:
Auf Roter Bete befanden sich einige Bärtierchen der Art Ramazzottius oberhaeuseri (Abb. 3), wie man sieht, auch einmal in Gesellschaft eines Ektoparasiten (Abb. 4). Für die besonders um ihre Gesundheit besorgten Leserinnen und Leser sei hier vorsorglich angemerkt, dass derartige Parasiten vom Homo sapiens ohne Gesundheitsrisiko verzehrt werden können!


[ Ramazzottius oberhaeueseri auf Roter Beete ]

Abb. 3: Ramazzottius oberhaeuseri auf Roter Beete

[ Ramazzottius oberhaeuseri auf Roter Beete, mit Parasit ]

Abb. 4: Ramazzottius oberhaeuseri auf Roter Beete, mit Parasit

Auf den Kartoffeln fanden sich Hypsibius convergens Bärtierchen (Abb. 5).


[ Kartoffel Tardigrade ]

Abb. 5: Tardigrade auf Kartoffeln

Auf dem Meerrettich konnten keine Bärtierchen gefunden werden. Über die Ursachen können wir nur spekulieren. War er womöglich zu scharf für unsere achtbeinigen Freunde? Es ist ja bekannt, dass die Pflanzen im Laufe der Evolution reichlich Mittel ersonnen haben, um sich gegen Fressfeinde aller Art zu wehren.


Fazit
Der Lebensraum Boden bildet auch in der industriellen Nahrungsmittelproduktion zum Glück immer noch ein Heimatsystem für Bärtierchen. Besonders interessant erscheint, dass die Bärtierchen auf Gemüse gehäuft anzutreffen sind. Dies überrascht allerdings nicht, da Bärtierchen typische Mitglieder der Erdboden-Lebensgemeinschaft sind, die um solche Erdfrüchte herum zu erwarten ist. Welche Rolle die Bärtierchen in diesem Kleinst-Ökosystem spielen, soll nun weiter untersucht werden.



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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach