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Unsere Taxonomie-Serie - in Kooperation
mit Dr. Rolf Schuster** |
Mittlerweile ist es gängige Praxis, jede neue Folge der Taxonomie-Serie mit einem möglichst aussagekräftigen Ganzkörperportrait zu beginnen. Diesmal triumphierte jedoch der Kandidat über die Fotografen. Paramacrobiotus richtersi erwies sich - frei nach Robert Musil - als Mann ohne Eigenschaften: |
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Abb. 1: Gesamtansicht eines Paramacrobiotus richtersi-Bärtierchens. Im Auflicht weiß erscheinend. Diese Spezies zeigt leider nur wenig Bein sowie einen äußerlich schwach gegliederten, quasi wurmförmigen Körper. Der Fokus dieser Aufnahme liegt auf der glatten Cuticula (immerhin eine charakteristische Eigenschaft!). Jedoch sind alle Beine vollständig vom Rumpf verdeckt, Kaumagen und Stilette entschwinden in Unschärfe. Es hilft deshalb nichts: Mangels fotografischer Substanz müssen wir uns diesmal die Totale aus den weiter unten gezeigten Detailaufnahmen selbst im Kopf zusammenreimen! |
Paramacrobiotus richtersi wurde erstmals 1911
unter dem (ursprünglichen) Namen Macrobiotus richtersi von
James Murray, einem schottischen Naturforscher beschrieben. |
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Abb. 2: Paramacrobiotus richtersi bei der Attacke auf einen Fadenwurm (Nematoden). Trotz der technischen Schwiergkeiten bei derartigen Lebendaufnahmen illustriert das Foto deutlich, wie die dünne Speiseröhre des Nematoden seitlich aus seinem Körper herausgerissen und in den Schlund des Bärtierchens eingesogen wird! |
Ursprünglich war die
Art Mitglied des Genus Macrobiotus, erst 2009 ordnete sie der italienische Bärtierchenforscher Roberto Guidetti
in die neu geschaffene Gruppe Paramacrobiotus als "Leitart" ein [Guidetti 2009]. |
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Abb. 3: Vorderleib von Paramacrobiotus richtersi. Man beachte die extrem glatte Kutikula sowie den art- und genuscharakteristischen, relativ großen Abstand zwischen den (großen) Makroplakoiden und den (winzigen) Mikroplakoiden im Kaumagen. Kräftige, stark gekrümmte Stilette. Bei extrem hoher mikroskopischer Auflösung sind im vorderen Bereich der Mundröhre winzige lamellen- und "zähnchen"-besetzte Ringe zu erkennen. |
Die Krallen erscheinen verhältnismäßig zierlich und zeigen das bereits im Januar bei der Vorstellung von Macrobiotus hufelandi genauer besprochene Muster. |
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Abb. 4: Hinterleib von Paramacrobiotus richtersi mit verhältnismäßig kleinen, symmetrischen Krallenpaaren vom sogenannten Macrobiotus-Typ. |
Das unverwechselbare Aussehen der einzeln frei abgelegten Eier von Paramacrobiotus richtersi ist zur sicheren Erkennung der Art besonders hilfreich: Die Ei-Ausschüsse stehen dicht und sind konisch zugespitzt (siehe Abb. 5), ihre Oberfläche präsentiert sich in charakteristischer Weise als grob parzelliert (Abb. 6): |
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Abb. 5: Ei von Paramacrobiotus richtersi,
Fokus auf die äußeren Ei-Ausschüsse.
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Abb. 6: Ei von Paramacrobiotus richtersi, Fokus auf die Ei-Oberfläche. |
Last but not least sei auf das, neben dem Makroplakoidmuster wohl einfachste
Indiz zur taxonomischen Artbestätigung hingewiesen: Paramacrobiotus richtersi erscheint immer
als quasi blind, hat nie Augenflecken (vgl. Abb. 3)! |
Anmerkungen und Literatur
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© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |