Milnesium tardigradum

[Bärtierchen Milnesium tardigradum (jpg-Datei)]

Bärtierchen Milnesium tardigradum.  Originalgröße 0,5 mm

Milnesium tardigradum, das in Europa wohl am häufigsten vorkommende Bärtierchen, nimmt in vieler Hinsicht eine Sonderstellung ein: Körperform und Motorik unterscheiden die Art deutlich von anderen Tardigraden. Während ansonsten sichere Artbestimmungen bei Bärtierchen nur dem einschlägig spezialisierten Biologen möglich sind, können Milnesien auch von Amateuren bereits bei schwachen Vergrößerungen leicht und sicher erkannt werden.
Während die Mehrzahl der übrigen Tardigradenarten Pflanzenfresser sind, leben Milnesien räuberisch. Sie ernähren sich in erster Linie von Rädertierchen.
Die Tiere sind extrem langlebig und widerstandsfähig. Dies ist vermutlich der Hauptgrund, warum die Art eingehend untersucht worden ist: Beobachtungen in der Petrischale sind auch über Tage und Wochen hinweg problemlos möglich.


Aussehen

Milnesium ist typischerweise 0,5 mm lang. In der Fachliteratur werden allerdings Maximalwerte von bis zu 1,2 mm angegeben. Der Körper erscheint im Vergleich zu anderen Tardigraden eher langgestreckt und fischähnlich. Besonders die Krümmung des Hinterkörpers läßt an Shrimps denken. Das letzte Beinpaar ist von vorderen drei Beinpaaren etwas zum Körperende hin abgesetzt. Außerdem zeigt es nach hinten, nicht wie bei anderen Tardigraden nach der Seite. Es dient mehr zum Klammern als zum Gehen.
Die lebhaften Bewegungen erinnern im Stereomikroskop ein wenig an eine Eidechse, wozu auch die Bewegungen des Kopfes beitragen. Vor allem im Auflicht ist manchmal eine ausgeprägte Rosafärbung des Körperinneren zu sehen. Der an die breite Mundröhre anschließende Kaumagen hat birnenförmige Gestalt. Um die Mundöffnung herum trägt Milnesium charakteristische Mundlappen, welche bei allen anderen Bärtierchen-Arten fehlen. Seitlich an den Wangen sind kleine Papillen zu sehen (auf dem Bild unten nur andeutungsweise erkennbar).


[Mundregion Milnesium tardigradum]

Vorderkörper von  Milnesium tardigradum  mit Mundregion


Auch die Krallen unterscheiden sich deutlich von anderen Tardigraden.


[Krallen von Milnesium tardigradum]

Detail: Krallen an einem Bein von  Milnesium tardigradum  


© Mikrofotos von  Martin Mach


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Literatur:

Eine aktuelle Charakterisierung auf anspruchsvollem Niveau findet sich bei
IAN KINCHIN: The Biology of Tardigrades. S. 126-128. London 1994.

Erstveröffentlichung: DOYÈRE, L., Mémoire sur les Tardigrades (1. Teil), in: Ann. sc. nat., sér. 2, Bd. 14 (Zool.), p. 282 - 284, Tab. 13,17,19, Paris 1840.

Der Klassiker, wie immer mit feinen Zeichnungen:
ERNST MARCUS: Bärtierchen (Tardigrada). Gustav Fischer Verlag, Jena 1928. S. 217-219.

Leider vergriffen:
HARTMUT GREVEN: Die Bärtierchen. S. 7, 15. Neue Brehm-Bücherei, Wittenberg, 1980.