Kleine Gerätschaften für unterwegs: Reisemikroskope Reisemikroskope verführen. Es ist schon faszinierend, wieviele
Gerätevarianten dieser Kategorie im Lauf der Zeit entwickelt wurden.
Auch wenn der tatsächliche Gebrauchswert eines Reisemikroskopes den
kritischen Blicken mancher Ehefrauen vielleicht nicht immer standhält,
verfallen immer mehr Hobbymikroskopiker dem taktilen und visuellen Reiz
der vielen kleinen Rädchen, Knöpfchen, Prismen und Hebelchen. |
Auf halber Strecke zwischen Lupe und
Mikroskop: das Emoscop (auch Emoskop, Emoscope ...) |
Das Lumex Zoom-Taschenmikroskop aus Japan, wohl etwa 1970 entstanden, leistet sich gleich zwei Einstellrädchen, eines zum Fokussieren und ein zweites für den variablen Zoom zwischen 70x und 200x. Der Stift im Bild unten (rechts) wirkt auf eine gabelartige Objektträgerklemme links unter dem Objektiv. Direkt über dem genannten Stift befindet sich ein geriffelter Knopf zum Einschalten der (Auflicht-)Glühbirne. Die optische Qualität erscheint, auch im höheren Zoombereich, für ein Gerät dieser Größe sehr gut. Man könnte auch mit dem Lumex unterwegs ein Mikroaquarium kontrollieren. An einer Petrischale würden wir, mangels Objekttisch hingegen schon scheitern. |
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Sie sehen schon, wir steigern uns allmählich. Das Cogit Lupenmikroskop zählt eindeutig zu den Reisemikroskopen, die man nie wieder missen möchte und die man selbstverständlich auch n i e auf eine Reise mitnehmen würde. Die Größe liegt deutlich unter der einer Schachtel Rauchbelästiger. Das Cogit residiert in einer kleinen, edlen Börse aus feinstem, weichen Leder. Auf Knopfdruck fährt an der Unterseite der Objektträgerhalter aus, fokussiert wird mit dem Rändelrad rechts im Korpus. |
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Beim Cogit trieben die französischen Ingenieure
den optischen Aufwand und die Miniaturisierung
auf die Spitze. Anhand des unten gezeigten, schematischen Strahlengangs wird deutlich,
daß ein Cogit Taschenmikroskop neben drei (!) Prismen zusätzlich
noch vier optische Linsensysteme enthält - einfach irre. |
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Zum komfortablen Mitnehmen bräuchten wir idealerweise ein etwas weniger kostbares, einfach nur praktisches kleines Instrument. Die Nürnberger Firma Eschenbach versorgte den Low-Cost- und Spielzeugmarkt über Jahrzehnte hinweg mit einer derart verschwenderischen Fülle unterschiedlicher Kleinmikroskope, daß wohl nur wenige Menschen heute behaupten können, sie hätten einen kompletten Überblick. Eschenbach Optik vertrieb einen Teil der Mikroskope, anscheinend primär die einfacheren Modelle, aber auch einige besser ausgestattete, teils für den Export bestimmte Geräte, in der separaten Produktlinie Enuro (Eschenbach Nu(e)rnberg Optik). Ein wohl typischer Vertreter ist unten abgebildet. Ein schönes, kleines Mikroskop mit feschem Doppelarmstativ und edler Hammerschlaglackierung. Eschenbach lieferte auch eine originelle, kleine Trafo-Batteriebeleuchtung dazu. Der Objektivrevolver fiel erfreulich schlank aus und - endlich - haben wir einen ganz normalen, waagrechten Objekttisch (für die Bärtierchen-Petrischalen!) und darüber einen bequemen Schrägeinblick. Alles paletti? Leider nicht: Die kleinen Objektive können nicht überzeugen. Ginge es nicht vielleicht doch noch einen Tick besser, mit den (typischerweise etwas größeren und deutlich leistungsstärkeren) Objektiven eines klassischen Kursmikroskopes? |
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Wie bereits angedeutet ließ man bei Eschenbach tatsächlich kaum eine denkbare Variante aus, und wirklich - die Welt ist eben voller Wunder - findet sich auch ein Modell mit Schrägeinblick, waagrechtem Objekttisch und klassischem Kursmikroskop-Objektiv (siehe unten!). Es ist eines unserer Lieblings-Reisemikroskope. Zuviel Miniaturisierung geht schnell zu Lasten der Benutzbarkeit. Wir empfehlen deshalb für die Bärtierchenmikroskopie auf Reisen ein im Prinzip ganz gewöhnliches, jedoch möglichst kleines Kursmikroskop mit waagrechtem Objekttisch und, je nach Ihrer Arbeitsweise, Spiegel, elektrischer Netz- oder Akkubeleuchtung. Kaltlicht (LED) ist Ehrensache! |
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© Text und Fotos von Martin Mach |