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Batillipes-Männlein und -Weiblein

Okay, die Meerestardigraden sind schwer zu finden und schwer zu beobachten. In einem Punkt sind sie jedoch den terrestrischen Bärtierchen klar überlegen: die Geschlechtsunterschiede lassen sich leichter beobachten, teils sogar schon unter dem Stereomikroskop. Bei den Moos-Echiniscen und Moos-Eutardigraden können wir hingegen manchmal sehr lange nach Männchen suchen - bei vielen Arten sind sogar überhaupt keine Männchen bekannt.

Bei Batillipes ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen und wir erkennen schnell, ob wir ein Männchen oder Weibchen vor uns haben. Ein vorschneller Beobachter könnte allerdings unter Umständen argumentieren, daß das Geschlecht eines Kartoffelsacks nicht einfach zu bestimmen sei - und in der Tat, manchmal schauen sehr gut genährte, ältere Batillipes-Exemplare, wie manche Menschen einem Sack ähnlich:


[ Meerestardigrade ]


Batillipes Bärtierchen auf Sandkorn.


Es ist aber nicht ganz so hoffnungslos. Mutter Natur hat uns Menschen als gut gestreute DNS-Backups angelegt, und die Bärtierchenweibchen genauso gnadenlos als multimilliardenfach verbreitete, transparente Eierlegeautomaten. Wie man bei Greven nachlesen kann, hat ein Batillipes-Weibchen einen Eierstock, der quasi huckepack auf dem Magen aufsitzt und im Auflicht milchig weiß erscheint.


[ Batillipes Weibchen ]


Batillipes Bärtierchen-Weibchen auf Sandkorn. Eierstock (weiß) über dem mit braunen Algen gefüllten Magen. Körperlänge ca. 0,2 mm.


Am hinteren Körperende findet sich bei den Weibchen, mal links, mal rechts ein einzelner (die Biologen sagen: unpaariger) Ausgang, durch den die reifen Eier abgelegt werden können. Auf dem folgenden Bild ist der Weg der zunehmend reifenden Eizellen schön nachvollziehbar:


[ Batillipes Weibchen ]


Batillipes Bärtierchen-Weibchen auf Sandkorn. Eierstock (weiß) über dem mit braunen Algen gefüllten Magen. Rechts unten hinten, schon fast auf Sandkornoberflächenniveau befinden sich zwei reife, zur Ablage fertige Eier. Körperlänge ca. 0,2 mm.


Die Eier (typischerweise eines oder zwei) sind asymmetrisch angeordnet, erscheinen im Auflicht meist als heller Fleck, links oder rechts am Hinterleib:


[ Batillipes Weibchen ]


Batillipes Bärtierchen-Weibchen im Stereomikroskop. Das Ei (hinten rechts) ist als heller Fleck noch andeutungsweise zu erkennen.


Im Durchlicht finden wir die reifen Eier ebenfalls, nachdem wir uns schon über die zu erwartende Position informiert haben:


[ Batillipes Weibchen ]


Batillipes mirus Bärtierchen-Weibchen. Hellfeld-Durchlicht. Das Ei ist als graues Kügelchen neben dem anatomisch linken Bein zu sehen.


[ Batillipes Weibchen ]


Batillipes Bärtierchen-Weibchen. Hellfeld-Durchlicht. Analoge Situation, Detailaufnahme vom Hinterleib, stark vergrößert.


Und die Männchen? Erkennen wir sie einfach am Fehlen von Eiern?
Nein. Es gibt einen positiven Beweis: ein am Hinterleib spitz symmetrisch zulaufendes Darmende weist auf zwei (nicht direkt sichtbare) symmetrische Keimzellenausgänge hin, wie sie bei Batillipes nur die Männchen haben:


[ Batillipes Männchen ]


Batillipes Bärtierchen-Männchen. Hellfeld-Durchlicht.


Mit etwas gutem Willen kann man bei starker Vergrößerung die Köpfe der Spermien erkennen:


[ Batillipes Männchen ]


Batillipes Bärtierchen-Männchen. Detailaufnahme vom Hinterleib. Hellfeld-Durchlicht.


Frei abgelegte, eindeutig identifizierbare Batillipes-Eier haben wir leider bislang nicht beobachten können. Über entsprechende Hinweise/Fotos aus dem Leserkreis würden wir uns sehr freuen.


Literatur

Hartmut Greven: Die Bärtierchen. S. 44. Neue Brehm-Bücherei Bd. 537, Lutherstadt Wittenberg 1980 [letzte redaktionell bearbeitete Auflage].


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© Text, Fotos und Filme von  Martin Mach