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Unsere Taxonomie-Serie - in Kooperation
mit Dr. Rolf Schuster** |
Dactylobiotus dispar wurde hier im Journal bereits vor 20 Jahren präsentiert, und zwar in der Zeit von November 2004 bis Januar 2005, als Kleinserie mit dem blumigen Titel "Ein Liebhaber von Seerosen". |
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Abb. 1: Dactylobiotus dispar
im Portrait. Es handelt sich um eine ca. 20 Jahre alte Aufnahme, alles andere
als technisch perfekt. Wir wählten sie trotzdem aus, weil sie
den von relativ großen Krallen dominierten mikroskopischen Bildeindruck
der Art sehr schön veranschaulicht. Das hier abgebildete Exemplar ist
ca. 300 µm lang. Die in der Fachliteratur erwähnten, gelegentlich
riesigen Exemplare - bis hin zu 1 mm - konnten wir allerdings bislang nicht finden.
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Dactylobiotus dispar findet sich in stehendem Süßwasser, häufig zusammen mit Seerosen. Abb. 2 zeigt einen typischen Fundort am Kanal von Herrenchiemsee. Die Bärtierchen leben gerne an der Unterseite der dortigen Seerosen und auch im schattigen Schlamm unter den Seerosen. |
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Abb. 2: Typisches Lebensumfeld von Dactylobiotus dispar - Seerosen im Schloss-Kanal von Herrenchiemsee. Das in Abb. 3 gezeigte Exemplar wurde exakt hier, quasi in Schneckennachbarschaft gefunden. |
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Abb. 3: Vorderleib von Dactylobiotus dispar mit ovalem Schlundkopf. Die frontalen Makroplakoide sind etwa doppelt so lang wie die hinteren und erscheinen mittig leicht eingeschnürt. Ein Mikroplakoid ist vorhanden, jedoch relativ klein und unauffällig, deshalb - wie auch hier im Bild - nur schwach erkennbar und konsequenterweise in der Fachliteratur teils als nicht vorhanden gebrandmarkt. |
Die Krallen von Dactylobiotus dispar erscheinen als riesig, dominieren deshalb den Bildeindruck sehr viel stärker als bei anderen Arten. Cuénot nennt Krallenastlängen von bis zu 30 µm! Die in Abb. 4 und 5 sichtbare, leicht gekrümmte Kutikularleiste gilt als sehr sicheres Bestimmungsmerkmal für das Vorliegen von Dactylobiotus dispar. |
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Abb. 4: Die Krallen am letzten Beinpaar von Dactylobiotus dispar. Man beachte die kurz-gedrungenen Krallenbasen und deren Verbindung durch eine Kutikularleiste! |
Lucien Cuénot ist uns - wie bereits gewohnt - mit seiner Zeichnung wieder mal um eine Nasenlänge voraus: |
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Abb. 5: Die Krallen am letzten Beinpaar von Dactylobiotus dispar in der Zeichnung von Lucien Cuénot [Cuénot 1932] . Die taxonomisch wichtige Kutikularleiste ist hier mit einem "b" gekennzeichnet. |
Auch das bereits 2004 von uns bestätigte Pickerl und die Eier möchten wir den geschätzten Leserinnen und Lesern nicht vorenthalten: |
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Abb. 6: Schnee von gestern - das als taxonomisch wichtig erachtete, dorsale Pickerl auf Höhe zwischen dem dritten und vierten Beinpaar. |
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Abb. 7: Last but not least - die normalerweise frei abgelegten Eier von Dactylobiotus dispar weisen sehr charakteristische Ei-Ausschüsse auf, erlauben deshalb eine zusätzliche Absicherung der Artzuordnung. Der Ei-Durchmesser scheint, ähnlich wie die Körperlänge, individuell unterschiedlich zu sein: In der Literatur werden Gesamtdurchmesser zwischen etwa 50 und über 90 µm genannt. |
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Etymologie, "alias"-Namen und eine komplizierte Verwandtschaft |
Leider konnten wir in der Literatur keine Erklärung des Artnamens
Dactylobiotus dispar finden, müssen deshalb hier mit einer Vermutung aufwarten:
Der Genusname enthält offensichtlich den Wortstamm "Dactylus", der sich in der Biologie auf
das Endglied eines Fingers oder Beins bezieht. "Dispar" steht im Lateinischen
für "ungleich". Der Artname könnte demnach auf die
sehr unterschiedliche Ausprägung - vor allem unterschiedliche Länge - der Krallenäste
des letzten Beinpaars abzielen.
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Anmerkungen und Literatur
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© Text, Fotos und Filme von Martin Mach |